100. Jahrestag der Weltkriegs-Schlacht Merkel und Hollande gedenken der "Hölle von Verdun"

Verdun · Mehr als 300.000 Soldaten sind im Ersten Weltkrieg in der Schlacht von Verdun gefallen. Zum 100. Jahrestag haben Bundeskanzlerin Merkel und der französische Präsident Hollande gemeinsam einen Kranz niedergelegt.

 Merkel und Hollande legten auf dem Friedhof in Consenvoye in Nordostfrankreich einen Kranz nieder.

Merkel und Hollande legten auf dem Friedhof in Consenvoye in Nordostfrankreich einen Kranz nieder.

Foto: ap

Angela Merkel und François Hollande appellierten bei der Abschlusszeremonie am Beinhaus Douaumont zugleich an den Erhalt des heutigen Europas. Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts könnten nur gemeinsam bewältigt werden, meinte Merkel. Hollande mahnte, das "gemeinsame Haus Europa" zu schützen.

Die EU-Länder sind derzeit nicht nur über eine gemeinsame Linie in der Flüchtlingspolitik zerstritten. Auch ein drohender Ausstieg Großbritanniens aus der EU, über den die Briten am 23. Juni abstimmen, sorgt für große Nervosität. Hollande sagte am Beinhaus, Europas Rolle sei es, gegen Terrorismus, Fanatismus und Radikalisierung anzukämpfen und zugleich Menschen Zuflucht zu gewähren, die vor Massakern flöhen.

Bei Verdun hatten sich 1916 deutsche und französische Soldaten zehn Monate lang bekämpft. 163 000.französische und 143.000 deutsche Soldaten fielen in den als "Hölle von Verdun" bekannt gewordenen Kämpfen, Hunderttausende wurden verwundet. Zum Ende des Ersten Weltkriegs lag die Stadt nahezu in Trümmern. Militärisch gilt die Schlacht als ergebnis- und sinnlos.

Merkel erklärte, alle seien dazu aufgerufen, die Erinnerung an Verdun aufrechtzuerhalten, denn nur aus der Vergangenheit könne man Lehren ziehen. Das gemeinsame Gedenken zeige ferner, wie gut die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich heutzutage seien und welche Errungenschaften die europäische Einheit erreicht habe.

Als erste Stätte an ihrem gemeinsamen Gedenktag hatten Merkel und Hollande den deutschen Soldatenfriedhof Consenvoye nahe Verdun aufgesucht und bei strömendem Regen einen Kranz für die dort begrabenen 11.148 deutsche Soldaten niedergelegt.

Nach einem Stopp in Verdun und dem Mittagessen suchten die beiden Politiker die frisch renovierte Verdun-Gedenkstätte auf. Die Hauptzeremonie fand dann am Beinhaus von Douaumont statt, einer Grabstätte für 130 000 nicht identifizierte gefallene Soldaten aus Frankreich und Deutschland. Dort hatte 1984 der damalige französische Präsident François Mitterrand die Hand des seinerzeit amtierenden Bundeskanzlers Helmut Kohl ergriffen, in einer bahnbrechenden Geste der Freundschaft und des Vertrauens dieser lang verfeindeten Nationen.

Da inzwischen keine Zeitzeugen mehr leben, richteten sich die Gedenkfeiern zum Jahrestag vor allem an die jüngere Generation. Merkel und Hollande trafen mit einigen Jugendlichen zusammen. Einer von ihnen erzählte, dass ein Vorfahre durch Giftgaseinsatz im Ersten Weltkrieg umgekommen sei. Hollande sagte daraufhin, dasselbe Gas sei auch im syrischen Bürgerkrieg verwendet worden und spielte damit auf den mutmaßlichen Einsatz chemischer Waffen 2013 durch syrische Truppen an.

Rund 4000 Jungen und Mädchen aus beiden Ländern nahmen an dem Gedenktag teil. Der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff inszenierte die Zeremonie am Beinhaus - mit Kindern, die zu Trommelgeräuschen zwischen 16 000 weißen Kreuzen durchrannten wie zu einer Schlacht. Die jungen Darsteller fielen zum Ende der Darbietung zu Boden, standen aber als Symbol der Hoffnung wieder auf.

(jco/hebu/ap)
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