Michail Gorbatschow blickt zurück "Der Putsch hat das Land schlechter gemacht"

Moskau · Vor 25 Jahren rollten Panzer durch Moskau. Konservative Kräfte wollten den Reformpräsidenten Gorbatschow stürzen. Die Erinnerung an den bangen Moment fällt unterschiedlich aus. Auch Gorbatschow selbst bezog Stellung.

 Vor 25 Jahren: Moskauer Bürger stoppten die Panzer.

Vor 25 Jahren: Moskauer Bürger stoppten die Panzer.

Foto: ap, AZ

"Der Putsch hat das Land schlechter gemacht", sagte Michail Gorbatschow (85) in einem Interview der Agentur Interfax in Moskau. Das Aufbegehren altkommunistischer Kräfte gegen seine Reformpolitik habe die Chancen auf eine Erneuerung der Sowjetunion zunichte gemacht.

Die Verschwörer aus dem sowjetischen Geheimdienst KGB, aus Militär und Partei hatten am 19. August 1991 versucht, Gorbatschow zu stürzen. Sie scheiterten aber zwei Tage später am Widerstand des damals neuen russischen Präsidenten Boris Jelzin und Hunderttausender Menschen, die in Moskau und Leningrad (heute wieder St. Petersburg) auf die Straße gingen. Der Putsch stärkte Jelzin und beschleunigte den Zerfall der Sowjetunion in 15 einzelne Staaten.

Zerfall in 15 eigene Staaten

Ausgerechnet zum 25. Jahrestag genehmigte die Stadt Moskau zwei Gedenkkundgebungen nur unter Auflagen, wie der Menschenrechtler Lew Ponomarjow mitteilte. Die Kundgebungen am 20. und 21. August finden traditionell an der Stelle statt, an der drei Demonstranten von Panzern getötet worden waren.

In Russland werden die Ereignisse, die damals als Durchbruch zur Demokratie galten, mittlerweile kritischer gesehen. "25 Jahre Verlust der Freiheit" schrieb die Zeitung "Moskowski Komsomolez" am Freitag und verwies auf den wirtschaftlichen Verfall unter Jelzin.

Die Zeitung "Wedomosti" kommentierte, das Putschgedenken komme der Führung um Präsident Wladimir Putin ungelegen, weil es an die Widerstandskraft von Volksbewegungen erinnere.

(dpa)
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