Selbstmordanschlag Mogadischu-Attentäter gehörte wohl zu Bonner Islamisten-Szene

Berlin/Mogadischu · Bei einem Selbstmordanschlag in Somalia sterben 18 Menschen. Der Attentäter hatte offenbar einen deutschen Hintergrund.

 Bei dem Anschlag in Mogadischu starben 18 Menschen. Hinter dem Attentat steckte offenbar ein deutscher Islamist.

Bei dem Anschlag in Mogadischu starben 18 Menschen. Hinter dem Attentat steckte offenbar ein deutscher Islamist.

Foto: afp, QL

Den jüngsten Selbstmordanschlag in der somalischen Hauptstadt Mogadischu mit 18 Toten soll ein Islamist verübt haben, der einige Zeit in Deutschland gelebt hat. Aus deutschen Sicherheitskreisen hieß es am Dienstag, es gebe Hinweise darauf, dass der Mann zur Bonner Islamisten-Szene gehört habe. Er sei 2012 aus Deutschland ausgereist - zunächst wohl nach Ägypten und später weiter nach Somalia.

Der Mann wurde den Angaben nach 1985 in Libyen geboren und hatte die somalische und libysche Staatsbürgerschaft. Einen deutschen Pass habe er aber nie besessen. Ein ranghoher somalischer Sicherheitsbeamter hatte am Montagabend gesagt, der Täter sei ein Deutsch-Somalier aus Bonn gewesen. Bilder in somalischen Medien zeigten am Montag auch, wie ausländische Experten den Ort des Attentats untersuchten. Bonn gilt als eine der Hochburgen der Islamisten-Szene in Deutschland.

Die Zeitung "Die Welt" berichtete - ebenfalls unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise -, es handele sich bei dem Attentäter mit hoher Wahrscheinlichkeit um Abdirazak B. Er habe zu einer Gruppe radikaler Somalier gehört, die unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden gestanden habe. 2008 sei ein erster Ausreiseversuch des Mannes aus Deutschland verhindert worden.

Zu dem Anschlag am Sonntag auf das Luxus-Hotel Jazeera Palace hatte sich die islamistische Al-Shabaab-Miliz bekannt. Mehr als 30 Menschen wurden teils schwer verletzt. In dem Hotel, das neben Büros der Vereinten Nationen direkt an der Straße zum Flughafen liegt, verkehren vor allem Diplomaten, Vertreter internationaler Hilfsorganisationen und Regierungsbeamte.

Die sunnitischen Extremisten der Al-Shabaab kämpfen um die Vorherrschaft in Somalia und terrorisieren die Bevölkerung mit Anschlägen. Sie wollen am Horn von Afrika einen sogenannten Gottesstaat mit strengster Auslegung des islamischen Rechts, der Scharia, schaffen. Die Gruppe verübt auch immer wieder blutige Anschläge im Nachbarland Kenia, wie etwa den Angriff auf die Universität Garissa mit rund 150 Toten im April.

Anders als bei der Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien und im Irak, gibt es bei Al-Shabaab eher selten ausländische Kämpfer. Im Januar sprengte sich jedoch ein aus der Schweiz zurückgekehrter Somalier in einem Auto vor einem Hotel in die Luft. Im Februar sprengte sich eine niederländisch-somalische Doppelstaatsbürgerin in einem anderen Hotel in die Luft.

Eine von der Afrikanischen Union geleitete internationale Friedenstruppe versucht, Somalia mit gut 20.000 Soldaten zu befrieden. Das Land hat seit dem Sturz von Diktator Siad Barre 1991 keine funktionierende Regierung mehr gehabt, die das ganze Land unter Kontrolle hat.

(dpa)
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