Neue Gefechte in Gaza Israel tötet bei Angriff auf Hamas-Chef Frau und Tochter

Die mehrtägige Waffenruhe in Gaza ist beendet, Israel und die Hamas lassen wieder die Waffen sprechen. Nach palästinensischen Angaben wurden bei einem Luftangriff auch die Frau und Tochter von Hamas-Chef Mohammed Deif getötet. Israel bestätigte den Versuch einer gezielten Tötung des "Phantoms von Gaza".

Mohammed Deif - Israel tötet Frau und Tochter von Hamas-Chef
Foto: dpa, ms jak

Das berichtete das Zweite Israelische Fernsehen unter Berufung auf einen Regierungsvertreter in Jerusalem.

Nach Angaben der Hamas waren am Dienstagabend die Ehefrau und Tochter von Mohammed Deif bei einem Luftangriff auf ein Haus in Gaza ums Leben gekommen. Israelische Medien berichteten, die Identität eines dritten Toten bei dem Angriff sei noch unklar. Mohammed Deif gilt in Gaza als einer der wichtigsten Drahtzieher, er hat schon mindestens fünf Attentate durch Israel überlebt. Dadurch hat er sich den Spitznamen "Phantom von Gaza" erworben. Deif ist seit 2002 Kommandeur der Essedin-al-Kassam-Brigaden und gilt in Israel mittlerweile als Staatsfeind Nummer eins.

Die palästinensischen Rettungsdienste teilten mit, bei dem Angriff auf ein großes Wohnhaus in Gaza seien zwei Menschen getötet worden, eine Frau und ein zweijähriges Kind. 45 weitere Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt.

Der bewaffnete Konflikt ist inzwischen wieder voll entbrannt. Nachdem schon Stunden vor Ablauf der befristeten Feuerpause in der Nacht zum Mittwoch Raketen in Israel eingeschlagen waren, flog auch Israels Luftwaffe wieder Angriffe im Gazastreifen.

Am Dienstagnachmittag waren Raketen in Tel Aviv und in der südisraelischen Stadt Beerscheba eingeschlagen. Die Hamas bekannte sich zu den Angriffen und sprach von 34 abgefeuerten Geschossen, die israelische Armee von rund 50.

Der bewaffnete Arm der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, erklärten, am Abend sei auch eine Rakete auf Jerusalem abgefeuert worden. Kurz zuvor war in der israelischen Hauptstadt Luftalarm ausgelöst worden. Nach Polizeiangaben schlug offenbar aber nur ein Geschoss außerhalb des Stadtgebiets im Westjordanland ein.

Als Reaktion auf den Raketenbeschuss nahm Israel seine Luftangriffe auf den Gazastreifen wieder auf. Nach Armeeangaben wurden "mehr als 25 Ziele" in dem Küstengebiet bombardiert.

Bei einem Luftangriff in Deir al-Balah im Süden des Gazastreifens am frühen Mittwochmorgen wurden nach Angaben der Rettungsdienste sechs Menschen getötet: eine schwangere Frau, drei Kinder und zwei Männer, die alle derselben Familie angehörten.

Israel zog wegen der Raketenangriffe auch seine Delegation von den Gesprächen über eine dauerhafte Waffenruhe in Kairo ab. Mit dem Raketenbeschuss hätten die Palästinenser nicht nur die Waffenruhe gebrochen, sondern auch die Grundlage für die Verhandlungen "zerstört", sagte der Sprecher von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Mark Regev.

Auch die palästinensische Delegation wollte die ägyptische Hauptstadt am Mittwoch verlassen, wie Chefunterhändler Assam al-Ahmed sagte. Er machte Israel für das Scheitern der mehrfach verlängerten Feuerpause verantwortlich. Er betonte allerdings, dass sich die Palästinenser noch nicht ganz aus den Verhandlungen zurückzögen. Der hochrangige Hamas-Vertreter Essat al-Rischk warnte Israel zugleich vor neuer Gewalt. Solange es für das palästinensische Volk keine Sicherheit gebe, werde es auch für Israel keine Sicherheit geben.

Die Delegationen Israels und der Palästinenser hatten ihre indirekten Verhandlungen in Kairo am Dienstag zunächst fortgesetzt. Während über kurzfristige Maßnahmen zur Verbesserung der Lage in dem Küstengebiet Einvernehmen bestand, waren langfristige Schritte zur Aufhebung der Blockade und zur Entmilitarisierung strittig.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Bruch der Waffenruhe aufs Schärfste. Ban sei sehr enttäuscht über die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten. Er erinnerte nach Angaben der Vereinten Nationen vom Dienstag in New York beide Seiten an ihre Verantwortung, die Lage nicht eskalieren zu lassen. Ban rief Israel und die Palästinenser auf, sich umgehend auf eine dauerhafte Feuerpause zu verständigen.

(DEU dpa)
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