Polizeieinsatz in Molenbeek Salah Abdeslam ist gefasst

Brüssel · Ein Einsatzkommando der belgischen Polizei hat in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek den Terrorverdächtigen Salah Abdeslam gefasst. Er soll an den Anschlägen in Paris beteiligt gewesen sein. Zudem wurden fünf weitere Verdächtige festgenommen.

Razzia in Brüssel - Salah Abdeslam gefasst
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Foto: ap

Bei einem Großeinsatz im Brüsseler Viertel Molenbeek wurden neben Abdeslam weitere Verdächtige festgenommen worden. Das berichtete der belgische Ministerpräsident Charles Michel auf einer Pressekonferenz am Freitagabend.

Michel erklärte: "Dieser Abend ist ein Erfolg im Kampf gegen den Terrorismus." Unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichteten die Nachrichtenagenturen AP und dpa von insgesamt fünf Festnahmen. Drei der Verhafteten hätten Abdeslam Unterschlupf gegeben, der schließlich im Stadtteil Molenbeek gefasst wurde, in dem er aufgewachsen war.

Die Festnahme des Terrorverdächtigen Salah Abdeslam ändert nach Einschätzung des französischen Staatspräsidenten Francois Hollande kaum etwas an der Gefährdungslage. "Überall, in Belgien wie in Frankreich, ist die Bedrohung sehr groß", sagte er. Hollande erklärte, die Zahl derjenigen, die sich an der Vorbereitung der Anschläge in irgendeiner Art und Weise beteiligt hätten, sei größer als zunächst angenommen. Aufgabe der Ermittler sei es, alle zu identifizieren. "Diese Arbeit muss fortgeführt werden", sagte Hollande. "Wir sind mit extrem großen Netzwerken konfrontiert."

Der französische Staatschef sagte, er erwarte eine rasche Auslieferung von Abdeslam nach Frankreich. Für Samstag kündigte er eine Sitzung des Sicherheitsrats des Landes an. Laut Michel gratulierte US-Präsident Barack Obama zum erfolgreichen Polizeieinsatz. Der Sondergesandte Obamas im Kampf gegen die Terrormiliz IS, Brett McGurk, schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, Abdeslams Opfer würden "niemals vergessen".

Die belgische Staatsanwaltschaft hatte zuvor die Festnahme des Terrorverdächtigen Salah Abdeslam bestätigt. Das teilte der belgische Vize-Premierminister Didier Reynders am Freitagabend über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

"Wir haben ihn" sagte der Staatssekretär für Asyl und Einwanderung, Theo Francken. Der stellvertretende Bürgermeister des Brüsseler Stadtteils Molenbeek, Ahmed El Khannouss, teilte mit, der 26-jährige Abdeslam habe bei einem Feuergefecht einen Beinschuss erlitten.

Als erste hatten der öffentliche Rundfunksender RTBF und die belgische Zeitung "L'echo" darüber berichtet. Belgiens Regierungschef Charles Michel verließ vorzeitig den EU-Gipfel zur Flüchtlingskrise und berief ein Krisentreffen ein. Auch Frankreichs Staatschef François Hollande, der sich wegen des Gipfels in Brüssel aufhielt, begab sich zu Michel.

Der Großeinsatz der Polizei im Bezirk Molenbeek, der im Zuge der Anschläge als Wohnort mehrerer Attentäter Bekanntheit erlangte, dauerte mehrere Stunden. Der genaue Ablauf blieb zunächst unklar. Der Anti-Terror-Einsatz war gegen 22 Uhr beendet. Die Polizei hob am Abend die Straßensperren wieder auf. Lediglich das Gebäude, in dem sich der festgenommene Terrorverdächtige Salah Abdeslam aufgehalten hatte, blieb weiter abgesperrt.

 Salah Abdeslam soll bei der Razzia gefasst worden sein.

Salah Abdeslam soll bei der Razzia gefasst worden sein.

Foto: Europol

Anwohner berichten nach Darstellung belgischer Medien von mindestens zehn Schüssen, die kurz nach 17 Uhr gefallen sein sollen. Ein Mann wurde von den Polizisten erschossen. Zwei weitere Verdächtige wurden angeblich verletzt und sollen sich vorübergehend in einem Haus verschanzt haben. Nach 19 Uhr gab es nach einem Bericht von RTBF zwei starke Detonationen.

Abdeslam soll in ein Brüsseler Krankenhaus gebracht worden sein. Seine Familie hat angeblich einen Anwalt beauftragt.

Auf die Spur von Abdeslam hatte die Fahnder eine Hausdurchsuchung am vergangenen Dienstag gebracht. Dort waren seine Fingerabdrücke gefunden worden. Bei der Polizeiaktion am Dienstag im Brüsseler Stadtteil Forest waren auch vier Polizisten verletzt worden. Die belgischen Ermittler hatten den von einem Scharfschützen erschossenen Verdächtigen anschließend als 1980 geborenen Algerier mit dem Namen Mohamed Belkaid identifiziert.

Sie gehen nach jüngsten Angaben nun davon aus, dass er die falsche Identität Samir Bouzid genutzt hatte und damit wohl einer von zwei Männern ist, die gut zwei Monate vor den Anschlägen mit Abdeslam in Ungarn waren. Sie wurden damals auf dem Weg nach Österreich kontrolliert.

Bei den Pariser Anschlägen im November waren 130 Menschen getötet worden. Abdeslams älterer Bruder war einer der Pariser Selbstmordattentäter. Abdeslam selbst kehrte Stunden nach den Anschlägen nach Brüssel zurück. Seitdem war nach dem 26-Jährigen mit Hochdruck gefahndet worden.

Abdeslam gilt als einer der wenigen bekannten Überlebenden der Terrorzelle, die für die Anschläge vom 13. November verantwortlich gemacht wird. Die anderen Terroristen hatten sich entweder mit Sprengstoffgürteln in die Luft gesprengt oder waren von Sicherheitskräften erschossen worden.

(haka/dpa/AFP/AP)
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