Umstrittene Entscheidung Montenegro beschließt Nato-Beitritt

Podgorica · Trotz Protesten aus Russland hat das Parlament von Montenegro beschlossen, der Nato beizutreten. Das Land hat zwar nur eine kleine Armee. Aber es liegt strategisch so gut, dass es dem Militärbündnis vollen Zugang zur Adria ermöglicht.

 Proteste von Nato-Gegnern in Montenegro.

Proteste von Nato-Gegnern in Montenegro.

Foto: rtr, SV/JKP

46 von 81 Abgeordneten stimmten am Freitag in der Hauptstadt Cetinje dafür, den Mitgliedsvertrag für das Militärbündnis zu ratifizieren. Die Opposition blieb der Abstimmung fern und demonstrierte vor dem Parlament gegen den Beitritt. Auch Russland protestierte — es lehnt eine Ausweitung der Nato in seinem früheren Einflussbereich auf dem Balkan an.

Russland hatte lange versucht, den Nato-Beitritt Montenegros zu verhindern. Als das nichts fruchtete, machte sich der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu über das neue Mitglied lustig: "Das militärische Potenzial Podgoricas ist gleich Null", behauptete er. In der Tat umfasst die Armee des Landes nur mehrere Tausend Soldaten. Doch das Land liegt strategisch so gut, dass es der Nato vollen Zugang zur Adria ermöglicht. Die übrigen Anrainerstaaten Albanien, Kroatien und Italien sind bereits Mitglieder des Militärbündnisses.

Der Beschluss sei eine "historische Entscheidung", sagte Regierungschef Dusko Markovic vor der Abstimmung. "Die Nato ist wie die EU zum Garant für Frieden und Stabilität geworden sowie die Basis für wirtschaftliche und gesellschaftliche Prosperität." Montenegro, das nur 620.000 Einwohner besitzt, verhandelt auch mit Brüssel über einen EU-Beitritt.

Das Land ist seit jeher gespalten darüber, ob es einen westlichen Kurs verfolgen oder das Bündnis mit den christlich-orthodoxen Verbündeten Serbien und Russland beibehalten sollte. Die Nato-Gegner wiesen darauf hin, dass das Militärbündnis 1999 Jugoslawien bombardiert habe und dass eine Mitgliedschaft deshalb nicht möglich sei. Regierungschef Markovic sagte hingegen, die Nato-Mitgliedschaft könne sicherstellen, dass den Montenegrinern so etwas nie wieder passiere.

(AP/dpa/wer)
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