Mehrheit bei Volksabstimmung Montenegro wird unabhängig

Podgorica (rpo). 55,4 Prozent der Bevölkerung von Montenegro haben sich für die Unabhängigkeit des Landes von Serbien ausgesprochen. 44,6 Prozent votierten dagegen. Damit ist der Weg in die Eigenständigkeit frei, denn die Mindestmarke von 55 Prozent Ja-Stimmen wurde knapp überschritten.

Das teilte der Sprecher der Referendumskommission Frantisek Lipka am Montag auf einer Pressekonferenz in Podgorica mit. Kleine Änderungen des Wahlergebnisses seien noch möglich, diese würden jedoch ohne Bedeutung sein.

Die Wahlbeteiligung habe bei 86,3 Prozent gelegen. Gemäß einer Vereinbarung mit der Europäischen Union waren eine Wahlbeteiligung von mindestens 50 Prozent sowie 55 Prozent Ja-Stimmen notwendig, damit die Loslösung von Serbien in Kraft treten kann.

Nach der Volksabstimmung hat der kroatische Präsident Stipe Mesic als erster Staatschef zur Stimmenmehrheit für die Unabhängigkeit von Serbien gratuliert. ´

"Durch die Mehrheit seiner Bürger hat Montenegro den Schritt zur Unabhängigkeit zurückgelegt", erklärte Mesic am Montag in einem Schreiben an den montenegrinischen Präsidenten Filip Vujanovic. "Der Gewinner der Abstimmung ist Montenegro."

Kroatien werde seine ohnehin guten Beziehungen zu Montenegro ausbauen, kündigte Mesic an. Er beglückwünsche die Bürger Montenegros dazu, ihre "demokratische Reife" unter Beweis gestellt zu haben und wünsche ihnen ein Leben in Wohlstand, Frieden und Sicherheit. Mit der Unabhängigkeit Montenegros wird der Zerfall Jugoslawiens abgeschlossen. In den 90er Jahren hatten sich bereits Slowenien, Kroatien, Bosnien und Mazedonien für unabhängig erklärt.

Jugoslawischer Vielvölkerstaat ist Geschichte

Mit dem erfolgreichen Unabhängigkeitsreferendum in Montenegro ist der frühere jugoslawische Vielvölkerstaat endgültig Geschichte. Die kleine Bergrepublik Montenegro war mit ihren rund 600.000 Einwohner der letzte Staat des ehemaligen Jugoslawiens, der noch mit Serbien verbunden war.

Während die Befürworter der Unabhängigkeit erklärten, dass sich der Staat nur so entwickeln könne, sagten die Gegner, mit knapp 620.000 Einwohnern sei das Land zu klein, um wirklich lebensfähig zu sein. Der an der Adria gelegene kleine Staat Montenegro war von 1910 bis 1918 ein unabhängiges Königreich.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde er Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, das dann 1929 in Jugoslawien umbenannt wurde. Dies wurde von vielen Menschen aber nicht akzeptiert, es folgte ein siebenjähriger Guerillakrieg.

1941 wurde Jugoslawien von deutschen Truppen überrannt, 1945 entstand unter dem Kommunisten Josip Broz Tito das neue Jugoslawien. Tito starb 1980, Jugoslawien zerfiel aber erst nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende des Ostblocks in einem blutigen Krieg, der hunderttausende Menschen das Leben kostete.

(ap)
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