Afghanistan Taliban benennen Mullah Achtar Mansur als neuen Anführer

Kabul · Die Nachricht vom Tod des Taliban-Führers Mullah Omar belastet die Friedensgespräche der Regierung mit den Extremisten. Diese wählen einen neuen Anführer. Eine Verhandlungsrunde mit Kabul wird verschoben.

Die afghanischen Taliban haben einen neuen Anführer. Die Extremistengruppe bestätigte am Donnerstag die Berichte vom Tod ihres bisherigen Chefs Mullah Omar und erklärte seinen bisherigen Stellvertreter Mullah Achtar Mansur zu seinem Nachfolger. Gewählt wurde Mansur vom siebenköpfigen Schura-Rat der Taliban bei einem Treffen in der pakistanischen Stadt Quetta, wie zwei ranghohe Vertreter der Gruppe der Nachrichtenagentur AP sagten. Gleichzeitig wurde die für Freitag geplante zweite Runde der Friedensverhandlungen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung verschoben.

Grund dafür sei die "Unsicherheit" nach der Meldung vom Tod Omars, teilte das pakistanische Außenministerium mit. Omar galt als Leitfigur der Taliban, die besonders in der Frage von Friedensverhandlungen mit der Regierung intern zerstritten sind.

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Der afghanische Geheimdienst hatte am Mittwoch Medienberichte bestätigt, wonach Omar bereits seit zwei Jahren tot sei. Die Taliban bestätigten am Donnerstag zwar den Tod, nannten aber keinen Zeitpunkt. Sein Nachfolger Mansur war offiziell in den vergangenen drei Jahren Stellvertreter Omars. Er führte die Taliban also möglicherweise bereits in den vergangenen beiden Jahren nach dessen Tod. Zum neuen Vizechef der Taliban wählte der Schura-Rat Siradschuddin Hakkani.

Wer wie lange über den Tod Omars Bescheid wusste, war unklar. Nach der ersten Verhandlungsrunde mit den Taliban Anfang Juli hatte die Regierung Omar noch ausdrücklich für dessen Unterstützung gedankt.
Unter Vermittlung Chinas und der USA einigten sich beide Seiten darauf, sich ein weiteres Mal zu treffen - was bereits als großer Fortschritt gewertet wurde. Geplant war die zweite Gesprächsrunde am Freitag in der pakistanischen Stadt Murree.

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Doch am Donnerstag erklärten die Taliban, die sich selbst "Islamisches Emirat" nennen, man wisse nichts von dieser zweiten Runde. "Das Islamische Emirat hat alle Befugnisse in diesem Zusammenhang an sein politisches Büro übertragen, und das ist sich keines solchen Prozesses bewusst", hieß es in der Erklärung.

Präsident Aschraf Ghani hat den Friedensprozess mit den radikalen Islamisten zur Priorität erklärt. Die Taliban beherrschten Afghanistan von 1996 bis zur US-Invasion 2001. Danach begannen sie einen Aufstand gegen die westlichen Truppen im Land. Seit dem Abzug der Nato-Kampfeinheiten Ende 2014 weiteten sie ihre Aktionen noch einmal aus und verbuchten zuletzt militärische Erfolge.

Dennoch kam es Anfang Juli zu ersten direkten Friedensgesprächen zwischen den Taliban und der Regierung. Nach der Todesmeldung ließ Ghani erklären, diese werde das Umfeld für die Verhandlungen verbessern. Andere sehen dies aber skeptisch.

(ap)
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