14 Ranghohe vor Gericht Anführer der ägyptischen Muslimbruderschaft zum Tod verurteilt

Kairo · Der Anführer der islamistischen Muslimbruderschaft und zahlreiche weitere Mitglieder der Bewegung sind von der ägyptischen Justiz zum Tod verurteilt worden. Ein Gericht nahe Kairo verurteilte Mohammed Badie und 13 weitere Muslimbrüder am Montag wegen Anstiftung zur Gewalt, wie die Nachrichtenagentur Mena meldete.

 Zum Tode verurteilt: Mohammed Badie (r.) soll landesweit Chaos verbreitet haben.

Zum Tode verurteilt: Mohammed Badie (r.) soll landesweit Chaos verbreitet haben.

Foto: ap

In einem separaten Prozess erhielten außerdem acht Mitglieder der Muslimbruderschaft wegen der Bildung von "Terrorzellen" die Todesstrafe. Die Muslimbruderschaft war im November 2013 als Terrororganisation eingestuft und verboten worden. Ihr enstammt der islamistische Staatschef Mohammed Mursi, der im Juli desselben Jahres vom Militär gestürzt worden war. Seit Mursis Entmachtung gehen die ägyptischen Behörden hart gegen Mursis Anhänger sowie die Muslimbrüder vor.

Das Gericht südwestlich von Kairo befand Badie und 13 weitere ranghohe Muslimbrüder für schuldig, Angriffe mit dem Ziel in Auftrag gegeben zu haben, landesweit "Chaos zu verbreiten". Dazu hätten sie unter anderem eine "Operationszentrale" aufgebaut, um Attacken nach dem Sturz von Mursi zu koordinieren. Verurteilt wurden außer Badie unter anderem der frühere Sprecher der Muslimbruderschaft, Mahmud Ghaslan, sowie ehemalige Gouverneure.

Die Verteidigung wies die Anschuldigungen am Montag erneut zurück. Das Urteil sei "absurd", sagte Anwalt Ahmed Helmi der Nachrichtenagentur AFP. Die Urteile seien gefällt worden, ohne dass die Verteidigung ihre Schlussplädoyers für fünf der Angeklagten habe abschließen können.

In dem Prozess waren insgesamt 51 Muslimbrüder angeklagt, 31 von ihnen sind in Haft. Nach Angaben des Gerichts sollen die Urteile gegen die übrigen Angeklagten am 11. April verkündet werden. Badie wurde bereits vier Mal zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein Prozess, in dem bereits ein Todesurteil gegen ihn fiel, wurde inzwischen neu aufgerollt.

Die Urteile vom Montag wurden nach Angaben des Gerichts nun der Al-Ashar-Universität, der obersten sunnitischen Instanz des Landes, zur Begutachtung vorgelegt. Die Bewertung der Richtersprüche durch die Universität ist aber für das Gericht nicht bindend.

In einem weiteren Prozess verhängte ein Gericht in der nördlichen Stadt Mansura am Montag außerdem Todesurteile gegen acht weitere Muslimbrüder. Ihnen wurde vorgeworfen, "Terrorzellen" gebildet und Gegner der Muslimbrüder getötet zu haben, wie Mena berichtete. Auch diese Urteile wurden der Al-Ashar-Universität übergeben. Das Gericht will hierzu nun am 22. Juni ein abschließendes Urteil fällen.

Nach der Absetzung Mursis kam der heutige Staatschef Abdel Fattah al-Sisi an die Macht. Seitdem wurden bereits mehr als 1400 Anhänger des islamistischen Staatschefs getötet und mehr als 15.000 weitere inhaftiert. Bereits mehrfach wurden Massenprozesse abgehalten, bei denen im Schnellverfahren hunderte Islamisten zum Tod verurteilt wurden. Die Verfahren stehen international in der Kritik.

(AFP)
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