Nach dem Putschversuch in der Türkei Polizei fordert Bürger zur Denunziation in sozialen Medien auf

Istanbul · Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte schon kurz nach dem gescheiterten Putsch erklärt, dass die Rädelsführer einen "hohen Preis" zaheln werden. Nun versucht die Polizei mit Aufrufen zur Denunziation, Unterstützer des Umsturzversuches ermitteln zu können.

 Premierminister Yildirim.

Premierminister Yildirim.

Foto: afp, AFP

Der Militärputsch in der Türkei war noch voll im Gange, in Istanbul und Ankara herrschte Chaos, an vielen Orten dauerten die Gefechte an - da standen für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan die Schuldigen schon fest: Anhänger des einflussreichen islamischen Predigers Fethullah Gülen, der in den USA lebt. "Sie werden einen hohen Preis für diesen Verrat zahlen", kündigte Erdogan am Istanbuler Atatürk-Flughafen bereits in der Nacht zum Samstag an. Und er ließ seinen Worten Taten folgen: Allein bis Sonntag wurden 6000 Menschen festgenommen, vor allem Soldaten, Offiziere und Generäle sowie Richter und Staatsanwälte.

Die Festnahmewelle hat am Sonntag ein weiteres prominentes Opfer gefordert: Ein Berater von Erdogan soll einem Bericht zufolge festgenommen worden sein. Der Oberst Ali Yazici befinde sich in Gewahrsam, meldete die Nachrichtenagentur DHA am Sonntag. Wo Yazici festgenommen wurde und was genau ihm vorgeworfen wird, blieb zunächst unklar. Der türkische Nachrichtensender NTV berichtete zudem, auch ein Berater des ehemaligen Staatspräsidenten Abdullah Gül sei festgenommen worden.

Am Sonntag nun hat die türkische Polizeidirektion in Ankara nach einem Bericht Nutzer sozialer Medien dazu aufgerufen, mutmaßliche Unterstützer des Putschversuchs anzuzeigen. Bürger sollten Profile melden, die "terroristische Aktivitäten" unterstützten, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag.

Die Polizei warnte demnach, es werde "schwarze Propaganda" über soziale Medien verbreitet. Sie empfahl den Bürgern, Screenshots (Bildschirmfotos) anzufertigen und die Profilinformationen der verdächtigen Nutzer weiterzugeben. Dazu veröffentlichte Anadolu mehrere E-Mail-Adressen der Polizeidirektion.

Mehr zum Putschversuch in der Türkei lesen Sie in unserem Dossier.

(felt/ap/dpa)
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