Kurz nach Ende der Waffenruhe In Aleppo sprechen wieder die Waffen

Aleppo · Kurz nach dem Ende der Waffenruhe haben sich Rebellen und die syrische Armee in Aleppo nach Angaben von Aktivisten schwere Gefechte geliefert. In mehreren Vierteln der geteilten Stadt sind am Samstagabend neue Kämpfe ausgebrochen.

Das teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Zudem habe es Angriffe mit Artilleriegeschützen gegeben. Auch ein AFP-Reporter in dem von Rebellen kontrollierten Osten der Stadt berichtete über Gefechtslärm. Angaben über Opferzahlen machte die Beobachtungsstelle zunächst nicht. Die in Großbritannien ansässige Organisation bezieht ihre Informationen von Informanten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Die von Russland ausgerufene Waffenruhe in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo war am Samstagabend um 19 Uhr (Ortszeit, 18 Uhr MESZ) nach drei Tagen ausgelaufen. Der Uno gelang es in dieser Zeit nicht, Verletzte und Kranke aus den Rebellenvierteln in Sicherheit zu bringen. Die Vereinten Nationen sahen die geplante Rettung von Zivilisten über Sicherheitskorridore als zu gefährlich an. Nach UN-Angaben verließ nur eine Handvoll von Zivilisten und Aufständischen den Ostteil der Stadt.

Drei Tage "humanitäre Feuerpause"

Am 22. September startete die syrische Armee mit Unterstützung der russischen Luftwaffe eine Offensive zur Rückeroberung der östlichen Stadtteile, von wo aus die Rebellen den Westteil der Stadt bombardieren. Am vergangenen Dienstag setzten Damaskus und Moskau ihre Offensive aus, am Donnerstagmorgen trat die "humanitäre Feuerpause" in Kraft.

In den fast vier Wochen dazwischen wurden der Uno zufolge bei den Luftangriffen auf Aleppos Osten etwa 500 Menschen getötet und weitere 2000 verletzt, Schulen und Krankenhäuser wurden zerstört. Jetzt müssten 200 Verletzte und Kranke dringend aus dem Osten der Stadt gebracht werden. Die Uno rief Russland zugleich auf, die Waffenruhe bis Montag zu verlängern.

Die russischen Behörden und Syriens staatliche Medien werfen den bewaffneten Aufständischen vor, niemand in die humanitären Korridore - sechs für Zivilisten und zwei für Rebellen - zu lassen und selbst nicht von dem Angebot Gebrauch zu machen, ihre Waffen niederzulegen und sich zu ergeben.

Die Rebellen ihrerseits beklagen mangelnde Sicherheitsgarantien für sich und die Zivilisten. Der russische Außenminister Sergej Lawrow wiederum bezichtigte die Aufständischen, die Zivilisten mit "Drohungen, Erpressung und nackter Gewalt" daran zu hindern, die Korridore aufzusuchen.

Seit Wochen warten Lastwagen mit Hilfsgütern an der türkischen Grenze darauf, nach Aleppo fahren zu können. Der russische Militärsprecher Sergej Rudskoi sagte am Freitagabend, nur acht verletzte Rebellen und sieben Zivilisten hätten die Korridore benutzt. Nach seinen Angaben können sich Verletzte aus Ost-Aleppo auch im Westteil der Stadt behandeln lassen.

Die einstige Wirtschaftsmetropole ist seit 2012 zweigeteilt. Die westlichen Stadtteile mit etwa 1,2 Millionen Einwohnern stehen unter Kontrolle der Regierung von Staatschef Baschar al-Assad. Der Osten der Stadt mit derzeit etwa 250.000 Einwohnern wird von bewaffneten Rebellen gehalten.

(felt/AFP)
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