Oman erstmals betroffen Nahost-Proteste weiten sich aus

Manama/Sanaa (RPO). Die Proteste im Golfstaat Bahrain halten an: Zehntausende Menschen haben sich am Sonntag Manama zu Kundgebungen gegen das Königshaus versammelt. Zu neuen Protesten kam es auch in anderen arabischen Ländern und erstmals auch im Golf-Sultanat Oman. Am Sonntag kam dort laut Polizei mindestens ein Mensch bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten ums Leben.

 In Manama gingen wieder Tausende auf die Straße.

In Manama gingen wieder Tausende auf die Straße.

Foto: AP, AP

Hunderte Demonstranten forderten am Samstag und Sonntag in Sohar, 200 Kilometer nordwestlich der omanischen Hauptstadt Maskat, politische Reformen. Augenzeugen berichteten, die Polizei habe Tränengas und Gummigeschosse gegen die Menge eingesetzt.

Seit die Welle der Proteste in der arabischen Welt am 14. Februar auch Bahrain erfasste, wurden dort bei Demonstrationen mindestens sieben Menschen getötet und Hunderte verletzt. Der Kronprinz, der auch stellvertretender Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist, hat vom Königshaus den Auftrag erhalten, einen Dialog mit den Anführern der Proteste aufzunehmen.

Regierungssprecherin Majsun Sabkar erklärte am Sonntag, die Gesprächsbereitschaft der Regierung unterliege keinem Ultimatum. Einige Demonstranten warfen der Regierung vor, trotz der Freilassung von mehr als 200 politischen Gefangenen in der vergangenen Woche noch rund 100 Häftlinge festzuhalten.

500 Menschen fordern im Libanon säkuläre Regierung

Unterdessen gingen im Libanon rund 500 Menschen auf die Straße, um die Bildung einer säkularen Regierung zu fordern. Die Menge trugen Transparente, auf denen das System der Aufteilung von Regierungsämtern nach Konfessionen kritisiert wurde. Die Kundgebung verlief weitgehend friedlich.

Gemäß dem libanesischem System der Gewaltenteilung muss der Präsident der christlichen Religionsgemeinschaft der Maroniten angehören. Das Amt des Ministerpräsidenten darf nur ein sunnitischer Muslim bekleiden, während lediglich schiitische Muslime zum Parlamentssprecher ernannt werden können. Jeder der Glaubensrichtungen gehören jeweils ein Drittel der vier Millionen Einwohner des Libanons an.

Oppositionsparteien schließen sich Protestbewegung an

Im Jemen kündigten Oppositionsparteien unterdessen an, sich der Protestbewegung gegen Präsident Ali Abdullah Saleh anschließen zu wollen. Bei für kommenden Dienstag geplanten Kundgebungen wollten sie sich mit den Demonstranten solidarisieren, erklärten die Oppositionsparteien am Sonntag in einer Stellungnahme.

Damit musste Saleh einen weiteren herben Rückschlag hinnehmen, nachdem ihm am Samstag zwei mächtige Älteste seines eigenen Stammes die Gefolgschaft aufgekündigt hatten. In etlichen Städten des Landes versammelten sich außerdem Hunderttausende Menschen zu den bislang größten Kundgebungen seit Beginn der Proteste.

Saudische Intellektuelle fordern Reformen

Mehr als 100 einflussreiche Intellektuelle in Saudi-Arabien forderten derweil König Abdullah zu umfassenden politischen und sozialen Reformen auf. In Saudi-Arabien grassierten Vetternwirtschaft und Korruption, erklärten die Aktivisten in im Internet verbreiteten Stellungnahme. Das Ausbleiben versprochener Neuerungen habe die sozialen Unterschiede verschärft, hieß es weiter.

Abdullah hat bereits eine Aufstockung der Finanzhilfen für seine Untertanen angekündigt. So ordnete er am Sonntag an, Bedienstete im Staatswesen mit Zeitverträgen künftig mit unbefristeten Verträgen auszustatten. Es wird vermutet, dass er damit möglichen politischen Unruhen im Land zuvorkommen will.

Iranische Oppositionelle verschleppt

Die iranischen Oppositionsführer Mirhossein Mussawi und Mehdi Karrubi sind einem Bericht zufolge aus ihren Häusern weggebracht worden. Die beiden Männer, die seit zwei Wochen faktisch unter Hausarrest standen, seien in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit ihren Ehefrauen in ein Haus nahe der Hauptstadt Teheran geschafft worden, berichtete die Menschenrechtsgruppe International Campaign for Human Rights in Iran am Sonntag unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Person. Sie seien jedoch nicht misshandelt worden, und bei ihrer neuen Bleibe handele es sich nicht um ein Gefängnis. Von offizieller Seite gab es keine Angaben zu ihrem Aufenthaltsort.

Die beiden Männer führten im Juni 2009 die Proteste gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad an. Bei den ersten großen Demonstrationen im Iran seit der Wahl am 14. Februar - angeregt durch die Aufstände in Tunesien und Ägypten - waren zwei Menschen erschossen worden. Eine Mehrheit der iranischen Parlamentarier sprach sich daraufhin für die Todesstrafe für die beiden Oppositionellen wegen "Volksverhetzung" aus.

(apd/RTR/ndi)
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