Massiver Anstieg in 2014 Nato: Schon 100 Mal russische Jets über Europa eskortiert
Brüssel · Kommt das Säbelrasseln des Kalten Krieges zurück? Die Nato ist beunruhigt über außergewöhnlich umfangreiche Manöver der russischen Luftwaffe über den europäischen Meeren.
Seit Dienstagnachmittag seien mehrere Langstreckenbomber und andere Militärflugzeuge über der Nord- und Ostsee, dem Schwarzen Meer und dem Atlantik identifiziert worden, teilte ein Sprecher des Bündnisses im belgischen Mons mit. Zwei Bomber flogen am Mittwoch laut Nato sogar bis westlich von Portugal und Großbritannien. Vorsorglich stiegen unter anderem norwegische, britische, portugiesische und deutsche Nato-Kampfjets auf.
Kurz vor dem Beginn der russischen Manöver hatte der neue Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag mitgeteilt, dass die Zahl der Nato-Jets im Luftraum der östlichen Alliierten in den vergangenen Monaten verfünffacht wurde. Ziel sei es, die durch Russlands Verhalten in der Ukraine-Krise besorgten Nato-Partner wie die Balten und Polen zu beruhigen. Zudem hat die Allianz unter anderem weitere Nato-Schiffe ins Schwarze Meer geschickt. Auch dort flogen russische Militärflugzeuge jetzt Übungen.
Die Nato kritisierte, die russischen Flugzeuge hätten bei ihren Flügen teilweise weder Flugpläne übermittelt noch Funkkontakt mit der zivilen Flugsicherung gehalten. Zum Teil seien zudem die Transponder abgeschaltet gewesen. Diese übermitteln als automatischer Signalgeber den Fluglotsen wichtige Angaben zu einem Flugzeug, wie etwa die Kennung oder den Typ. Dieses Verhalten stelle ein potenzielles Risiko für die zivile Luftfahrt dar, beklagte die Nato.
Nach Nato-Angaben wurden in diesem Jahr bereits 100 Mal russische Flugzeuge von Nato-Jets im europäischen Luftraum eskortiert, dreimal so viel wie im vergangenen Jahr. So soll verhindert werden, dass feindliche Flugzeuge in den Nato-Luftraum eindringen. In der vergangenen Woche war nach Nato-Angaben ein russisches Aufklärungsflugzeug bei Estland in den Luftraum des Bündnisses eingedrungen.
Bei den Einsätzen am Mittwochnachmittag waren den Nato-Angaben zufolge acht russische Flugzeuge über der Nordsee, mehrere über der Ostsee sowie vier über dem schwarzen Meer identifiziert worden. Am Vortag identifizierte die Nato demnach sieben Flugzeuge der russischen Luftstreitkräfte über der Ostsee.
Raketentest in Sibiren
Inmitten wachsender Spannungen mit dem Westen hat Russland eine mit Atomsprengköpfen bestückbare Interkontinentalrakete getestet. Die Rakete vom Typ Bulawa (NATO-Code: SS-N-30) sei nach dem Start punktgenau auf der Halbinsel Kamtschatka im äußersten Osten Russlands eingeschlagen, sagte Vize-Verteidigungsminister Juri Borissow am Donnerstag russischen Agenturen zufolge. Ein Atom-U-Boot hatte das Geschoss am Mittwoch aus der Barentssee abgefeuert. Die Rakete habe "wunderbar funktioniert", sagte Borissow. Auch ein Frühwarnsystem sei dabei getestet worden.