Nahost-Konflikt Neffe von Hamas-Führer getötet

Die israelische Armee hat am Samstag ihre Angriffe auf den Gazastreifen verstärkt. Nach Angaben der Palästinenser starben seit Beginn der Offensive 135 Menschen, darunter auch der Neffe von Hamas-Führer Hanijeh. Militante Palästinenser feuerten Raketen auf israelische Ziele.

Israel trieb derweil die Vorbereitungen für eine Bodenoffensive weiter voran. Trotz der harten militärischen Schläge feuerten palästinensische Militante weiter Raketen nach Israel; im 70 Kilometer von Gaza entfernten Jerusalem heulten zum dritten Mal seit der vor fünf Tagen erfolgten Eskalation der Gewalt die Sirenen.

Der Weltsicherheitsrat forderte in einer Erklärung eine Waffenruhe. Der Konflikt müsse entschärft werden und die Nahost-Friedensverhandlungen müssten wieder aufgenommen werden, hieß es in der von allen 15 Mitgliedern verabschiedeten Erklärung, die rechtlich nicht bindend ist. Auch Verbündete richteten an Israel eine Mahnung zur Deeskalation:der britische Außenminister William Hague äußerte seine große Sorge über zivile Opfer. Er werden am Sonntag mit seinen amerikanischen, deutschen und französischen Kollegen in Wien diskutieren, wie eine "dringliche konzertierte internationale Aktion zur Sicherstellung einer Waffenruhe" aussehen könnte.

Aus israelischen Regierungskreisen verlautete, ihr Ziel sei, dauerhaft Ruhe für Israel herzustellen. "Dieses Ziel wird erreicht werden, sei es diplomatisch oder militärisch", hieß es weiter. Israel werde jeden Vorschlag prüfen, der dabei hilfreich sei.

Bei den israelischen Angriffen wurde auch eine Moschee getroffen, die nach israelischen Militärangaben als Raketenversteck genutzt worden war. Verteidigungsminister Mosche Jaalon stimmte seine Landesleute auf weitere Tage des Kampfes ein. Auf palästinensischer Seite hieß es, die seit Dienstag andauernde Militäroffensive habe inzwischen 135 Menschen das Leben gekostet. Darunter sei auch ein Neffe des Hamas-Führungsmitglieds Ismail Hanijeh, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Gaza, Aschraf al-Kidra. Mehr als 920 Menschen seien verletzt worden.

Bei der Offensive seien mehr als 1100 Ziele unter Beschuss genommen worden, teilte das israelische Militär mit. Darunter Raketenwerfer der radikalislamischen Hamas, Kommandozentralen und Einrichtungen für die Herstellung und Lagerung von Waffen. Aus dem Gazastreifen verlautete, neben der Moschee seien auch Wohltätigkeitsorganisationen mit Verbindungen zur Hamas und Banken getroffen worden, sowie ein Heim für Behinderte. Dabei seien zwei Frauen getötet worden.

Israel zerstöre nach wie vor wichtige Ziele der Hamas und anderer Terrorgruppen, sagte Jaalon nach einem Treffen mit ranghohen Sicherheitsbeamten. "Wir werden damit fortsetzen, sie (die Hamas) zu bestrafen, bis Ruhe und Sicherheit in den Süden Israels und den Rest des Landes zurückkehrt."

Israel will mit seiner Offensive den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf sein Territorium stoppen. In den vergangenen fünf Tagen sollen knapp 700 Geschosse auf Israel abgefeuert worden sein. Dadurch gab es bislang aber keine Todesopfer unter der israelischen Bevölkerung. Dies ist auch auf das Raketenabwehrsystem "Iron Dome" zurückzuführen, das bereits mehr als 130 Raketen abgefangen hat. Die Rakete, wegen der in Jerusalem Alarm gegeben wurde, schlug in Hebron im palästinensischen Westjordanland ein. Ein Haus wurde beschädigt, verletzt wurde niemand.

Ein ranghoher Militärbeamter sagte am Samstag, dass die Hamas nach Schätzungen Israels noch immer im Besitz von Tausenden Raketen sei.
Israel werde mehr Zeit brauchen, um die davon ausgehende Gefahr für Zivilisten aufzuheben. "Es gibt keinen K.O. Schlag", sagte er. "Es ist komplizierter."

Hamas-Sprecher Hussam Badran sagte, der Angriff auf die Moschee zeige, wie barbarisch und islamfeindlich Israel sei. "Dieser Terrorismus gibt uns das Recht, unsere Reaktion auszuweiten", sagte er. Das israelische Militär veröffentlichte ein Foto der zerstörten Moschee und gab an, die Hamas habe dort Raketen versteckt, direkt neben einer weiteren religiösen Einrichtung und Häusern von Zivilisten. Die Hamas und andere Extremistengruppen missbrauchen nach israelischer Auffassung häufig religiöse Stätten als Verstecke für Waffen oder Kommandozentralen und bringen damit Zivilisten in Gefahr.

Hintergrund der Eskalation in Nahost sind Spannungen nach der Tötung dreier israelischer Teenager und dem mutmaßlichen Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort