Trump hofft auf wenig Widerstand Neuer FBI-Chef Wray ist ein Karrierejurist mit solider Reputation

Washington · Ein Karriereanwalt mit Erfahrung im Regierungsapparat soll der neue Mann an der Spitze des FBI werden. Christopher Wray, seit Jahren in einer Anwaltskanzlei tätig und früher Abteilungsleiter im Justizministerium, ist Donald Trumps Kandidat für die Nachfolge von James Comey, den der Präsident gefeuert hatte.

 Der wohl künftige FBI-Chef Christopher Wray.

Der wohl künftige FBI-Chef Christopher Wray.

Foto: rtr, MR/GAC/BSP

Trump hofft offenbar, in Wray einen Kandidaten gefunden zu haben, der ohne allzu große Widerstände den erforderlichen Segen des Senats erhält.

Wray sei "ein Mann von tadellosen Referenzen", schwärmte der Präsident am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter. Mit dieser Einschätzung dürfte er auf durchaus breite Zustimmung stoßen. Jedenfalls schüttet Trump mit der Personalie kein weiteres Öl ins Feuer der Russland-Affäre - in der es auch um den bösen Verdacht geht, er habe versucht, die FBI-Ermittlungen zur Moskau-Connection seines Wahlkampfteams in unzulässiger Weise zu behindern.

Die Nominierung Wrays werde "wahrscheinlich die Befürchtungen von FBI-Agenten lindern", die sich gesorgt hätten, der Präsident könnte die Bundespolizei an die politische Kandare zu nehmen versuchen, schrieb die "New York Times".

Nach wochenlangen Sondierungen entschied sich Trump gegen einen Kandidaten aus der Politik - wie etwa den zeitweise gehandelten Ex-Senator Joe Liebermann - und wählte stattdessen einen Mann, der eine solide Reputation als Strafverfolger vorweisen kann.

Der 1967 in eine Familie von Anwälten hineingeborene Wray war nach dem Studium an der Eliteschmiede Yale zunächst als Gerichtsassistent und Privatanwalt tätig, bevor er Bundesanwalt im Südstaat Georgia wurde.

Unter Präsident George W. Bush wechselte er 2001 ins Justizministerium, wo er die Abteilung für Verbrechensbekämpfung leitete. Dort war er mit großen Unternehmensskandalen wie etwa den Bilanzfälschungen beim früheren Energiekonzern Enron befasst. Zudem war er für die Koordination von Anti-Terror-Maßnahmen verantwortlich.

Nach zwei Jahren im Justizministerium kehrte Wray zu seiner früheren Tätigkeit als Privatanwalt zurück. In der Kanzlei King & Spalding ist er unter anderem auf die Wirtschaftskriminalität spezialisiert. Bei seiner Nominierung spielte womöglich eine Rolle, dass zu Wrays Mandanten auch Chris Christie gehörte, der Gouverneur des Bundesstaats New Jersey. Christie ist ein Verbündeter Trumps.

Durch seine Arbeit für Christie bringt Wray auch Erfahrung im Umgang mit politischen Skandalen mit. Er vertrat den republikanischen Gouverneur im Streit um die Schließung einer Brücke - eine Maßnahme, mit der Christie angeblich einen mit ihm verfeindeten Bürgermeister bestrafen wollte. Laut "New York Times" gelang es Wray damals, besänftigend auf den Gouverneur einzuwirken, der wie Trump für sein hitzköpfiges Temperament bekannt ist.

An der FBI-Spitze müsste Wray allerdings eine allzu große Nähe zum Präsidenten vermeiden, wenn er nicht allzu tief in die Turbulenzen der Russland-Affäre hineingezogen werden will. Dabei würde ihm helfen, dass er für diese Ermittlungen nicht hauptverantwortlich wäre - diese liegen inzwischen in den Händen des ehemaligen FBI-Direktors Robert Mueller, der nach Comeys Entlassung vom Justizministerium als Sonderermittler eingesetzt wurde.

Gleichwohl wird Wray von den Erschütterungen des Skandals nicht völlig verschont bleiben. Die Frage nach der Unabhängigkeit des FBI vom Weißen Haus wird in seinem Nominierungsverfahren im Senat zweifellos eine zentrale Rolle spielen.

Und auch hinter dem Timing von Trumps Personalentscheidung steckte wohl politisches Kalkül: Ausgerechnet am Tag vor einer mit Hochspannung erwarteten Aussage Comeys vor dem Geheimdienstausschuss des Senats benannte der Präsident den Nachfolgekandidaten. Mit dem Manöver hoffte Trump offenbar, zumindest ein Stück weit von der brisanten Anhörung des geschassten Ex-FBI-Chefs abzulenken.

(csr/AFP)
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