Nigeria versinkt im Terror Doppelanschlag fordert 118 Menschenleben

Jos · Wieder haben Autobombenanschläge in Nigeria zahlreiche Todesopfer gefordert. Mindestens 118 Menschen wurden in den Tod gerissen, als auf einem belebten Markt und unweit eines Busbahnhofs in Jos zwei Sprengsätze detonierten, wie die Behörden mitteilten. Sie befürchten weitere Opfer.

 Die jüngsten Terroranschläge in Nigeria haben wieder weit über 100 Opfer gefordert.

Die jüngsten Terroranschläge in Nigeria haben wieder weit über 100 Opfer gefordert.

Foto: afp, PUE/le

Zum Zeitpunkt waren Tausende Menschen vor Ort. Zu den Bluttaten bekannte sich zunächst niemand, doch trugen sie die Handschrift der berüchtigten Terrorgruppe Boko Haram. Die Detonationen waren noch in Kilometern Entfernung zu hören. Über Jos hingen schwarze Rauchschwaden. An den Schauplätzen der Anschläge bot sich ein Bild des Grauens. Der Markt war mit Leichenteilen übersät. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft.

Die Explosionen ereigneten sich laut Zeugen im Abstand von einer halben Stunde. Die zweite Bombe tötete demnach auch mehrere Rettungskräfte, die nach der ersten Detonation zum Anschlagsort geeilt waren, um den Opfern zu helfen.

Der Koordinator der Notfallhilfe, Mohammed Abdulsalam, sagte, in Gebäuden auf dem Areal wüteten noch immer Feuer. Sobald die Brände von der Feuerwehr unter Kontrolle gebracht worden seien, dürften noch weitere Leichen entdeckt werden.

Im April hatten zwei getrennte Anschläge an einem Busbahnhof der Hauptstadt Abuja mehr als 120 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt. Am Montag hatte eine Autobombe in der nordnigerianischen Stadt Kano 25 Menschen in den Tod gerissen. Für beide Attacken war Boko Haram verantwortlich.

Zudem hält die Extremistengruppe immer noch mehr als 270 Schulmädchen als Geiseln. Diese waren vor mehr als einem Monat aus einer entlegenen Stadt im Nordosten des Landes entführt worden. Dort kämpft Boko Haram seit Jahren für einen islamistischen Gottesstaat.

Präsident Goodluck Jonathan sprach den Opfern und Hinterbliebenen sein Mitgefühl aus und versicherte den Bürgern, dass die Regierung weiter mit vollem Engagement daran arbeite, den Krieg gegen den Terrorismus zu gewinnen. Davon lasse sie sich auch nicht "durch die Grausamkeiten der Feinde des menschlichen Fortschritts und der Zivilisation abbringen", erklärte er.

In Jos hatte es bereits 2010 einmal einen Bombenanschlag mit 80 Toten gegeben, der Boko Haram zugeschrieben wurde. Die Stadt liegt im Zentrum, zwischen dem islamischen Norden und dem überwiegend christlichen Süden Nigerias. Etwa die Hälfte der 170 Millionen Nigerianer sind Christen.

Die Regierung wird der Terrorgruppe, die das Land systematisch mit Gewalt überzieht, nicht Herr. Allein in diesem Jahr wurden schon 2000 Menschen getötet. In den Jahren 2010 bis 2013 waren es insgesamt 3600.

Der Senat des Landes stimmte am Dienstag dafür, den Notstand in Teilen des Nordostens für weitere sechs Monate zu verlängern, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Präsident Goodluck Jonathan mehr Geld für die Militäroffensive gegen Boko Haram dort zur Verfügung stellt.

Nigeria beantragte nach Angaben aus Diplomatenkreisen beim UN-Sicherheitsrat offiziell Sanktionen gegen Boko Haram, darunter ein Waffenembargo, das Einfrieren von Vermögenswerten und Reiseverbote.
Die Sekte soll auf eine entsprechende Liste von Terrororganisationen.

Die Sanktionen greifen, falls keines der Sicherheitsratsmitglieder bis Donnerstagnachmittag widerspricht, wie es weiter hieß. Zuständig ist ein Komitee, das die Strafmaßnahmen gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida überwacht. Nigeria betrachtet Boko Haram als Teil des Netzwerks. Auf der Liste stehen derzeit 62 Gruppen und 213 Einzelpersonen.

(ap)
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