Unter Aufsicht Nordkorea lässt seine US-Gefangenen Interview geben

Pjöngjang · Nordkorea schottet sich nach außen ab – auch in Bezug auf seine Gefangenen. Nun aber gewährte das Regime Journalisten Interviews mit drei US-Bürgern, die von dem Regime festgehalten werden. Jeweils fünf Minuten durften sie mit Kenneth Bae, Jeffrey Fowle und Mathew Miller sprechen – unter staatlicher Aufsicht.

Diese US-Bürger werden von Nordkorea festgehalten
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Foto: ap

Nordkorea schottet sich nach außen ab — auch in Bezug auf seine Gefangenen. Nun aber gewährte das Regime Journalisten Interviews mit drei US-Bürgern, die von dem Regime festgehalten werden. Jeweils fünf Minuten durften sie mit Kenneth Bae, Jeffrey Fowle und Mathew Miller sprechen — unter staatlicher Aufsicht.

Seit Tagen ist ein Team des US-Senders CNN in dem sich nach außen hin abgeschotteten Land unterwegs, um den Menschen in den Vereinigten Staaten Einblicke in das Leben der Menschen dort zu gewähren. Doch die Bitte, die dann an sie herangetragen wurde, war etwas, dass sie nie so erwartet hätten, wie sie sagen. Sie bekamen die Möglichkeit, drei US-Bürger zu interviewen, die seit geraumer Zeit in Nordkorea gefangen gehalten werden.

Einer von ihnen befindet sich schon seit November 2012 in dem Land und wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt: Kenneth Bae. Wegen Gesundheitsproblemen wurde er zeitweise in eine Klinik verlegt, doch jetzt befindet er sich wieder in einem Arbeitslager in der Nähe der Hauptstadt Pjöngjang.

Fünf Minuten durften die Journalisten — auch die Nachrichtenagentur AP war mit dabei — mit Bae sprechen. Auch mit den anderen beiden bekamen sie fünf Minuten Gesprächszeit in einem Hotel in Pjöngjang. Die Interviews fanden in verschiedenen Räumen statt, wie CNN berichtet. Die Amerikaner hatten keinen Kontakt zueinander. Laut AP fanden die Gespräche unter staatlicher Aufsicht statt, die gestellten Fragen seien aber nicht zensiert worden. Auch wollen die drei erst kurz vor dem Termin davon erfahren haben, dass sie die Interviews geben sollten.

Fowle und Miller soll bald der Prozess gemacht werden

Bae erzählt denn auch kurz aus seinem Alltag in dem Arbeitslager. Er sagte, er arbeite acht Stunden am Tag und sechs Tage die Woche, mache Tätigkeiten etwa im landwirtschaftlichen Bereich. Er wisse auch, dass sich seine Familie Sorgen um seinen Gesundheitszustand mache. Und sie sollten nicht aufhören, sich darum zu bemühen, ihn freizubekommen. Wie auch Miller und Fowle appelierte Bae an die US-Regierung, einen Vermittler nach Nordkorea zu entsenden und mit dem Regime um ihre Freilassung zu verhandeln.

Nach dem Interview wandte sich auch die Schwester Baes, Terri Chung, an das Regime in Pjöngjang und bat um Gnade für ihn. Er habe die ihm zugeschriebenen Verbrechen gestanden und bereits eine längere Strafe als jeder andere US-Bürger in Nordkorea verbüßt. Er leide neben seinen Rückenschmerzen auch an der Isolation.

Während Bae sein Urteil schon bekommen hat, steht Miller und Fowle ihr Prozess noch bevor, vermutlich in den nächsten vier Wochen. Der 24-jährige Miller sagte denn auch in dem Interview mit CNN und AP, dass er dieses Gespräch als letzte Chance sehe, die Regierung um Hilfe zu bitten, denn bald werde er sicher im Gefängnis landen. Entsprechend dringlich sei seine Lage.

Miller kam am 11. April nach Nordkorea und soll nach Angaben des Regimes sein Touristenvisum am Flughafen zerrissen und um Asyl gebeten haben. Ob an diesen Vorwürfen etwas dran ist, dazu äußerte sich der junge Mann nicht.

Angeblich eine Bibel in einem Nachtclub zurückgelassen

Christliche Missionarstätigkeit — ein Verbrechen in Nordkorea — wird auch Jeffrey Fowle vorgeworfen. Der 56-Jährige kommt aus Ohio und hat drei schulpflichtige Kinder. Er soll während seiner Reise eine Bibel in einem Nachtclub in der Hafenstadt Chongjin zurückgelassen haben. Fowle kam am 29. April nach Nordkorea. Auch er sagte, er sei verzweifelt über seine Lage und schlug vor, Bill Clinton oder George Bush als Vermittler nach Nordkorea zu schicken.

Das US-Außenministerium erklärte angesichts des Interviews, dass man sich um die Freilassung der frei Männer bemühe. Das Nordkorea bereit sei, mit einem hochrangigen US-Gesandten zu verhandeln, hält der Direktor für Asienstudien an der US-Universität in Georgetown, Victor Cha für möglich. Das Zulassen dieser Interviews sei ein Signal in diese Richtung.

mit Agenturmaterial

(das)
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