Konservative hohe Favoriten bei Wahl Norweger wählen ein neues Parlament

Oslo · Norwegen steht nach acht Jahren unter sozialdemokratischer Führung vor dem Machtwechsel. Die von den Konservativen geführte Mitte-rechts-Opposition kann bei der Wahl am Montag mit einem Erdrutschsieg rechnen.

Ministerpräsident Stoltenberg als Taxifahrer
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Nach einer am Sonntag von der Zeitung "Aftenposten" veröffentlichten Umfrage wollen 54,3 Prozent der Norweger das Bündnis wählen, es könnte damit 95 der 169 Parlamentssitze erobern.

"Der Wechsel liegt gleich um die Ecke - so lange die Menschen daran denken, ihre Stimme abzugeben", sagte Erna Solberg, Chefin der konservativen Partei Höyre und damit Favoritin für den Posten der Ministerpräsidentin. In knapp der Hälfte der Gemeinden waren die Wahlbüros schon ab Sonntag geöffnet, die Abstimmung geht am Montag zu Ende.

Die regierende Mitte-links-Koalition um die Arbeiterpartei von Ministerpräsident Jens Stoltenberg kann der "Aftenposten"-Umfrage zufolge nur auf 39 Prozent oder 68 Sitze hoffen. Den Koalitionsparteien wird nicht nur eine gewisse Machtmüdigkeit attestiert.

Rechtspopulisten in der Regierung?

Der Koalition lastet auch noch das Versagen der Behörden an, das Blutbad von Anders Behring Breivik im Juli 2011 nicht verhindert zu haben. Der Rechtsextremist hatte mit einem Anschlag in Oslo und einem Angriff auf ein Sommerlager der sozialdemokratischen Parteijugend 77 Menschen getötet.

Vor dem Hintergrund sorgt für Aufregung, dass die rechtspopulistische Fortschrittspartei auf eine Regierungsbeteiligung hoffen kann. Breivik selbst war bis 2006 Mitglied der Partei. Im Wahlkampf war die Fortschrittspartei bemüht, sich als respektabel darzustellen und nicht mit plumpen ausländerfeindlichen Parolen auf Stimmenfang zu gehen. Tatsächlich hat sie an Zustimmung verloren: Statt der knapp 23 Prozent aus dem Jahr 2009 kann sie am Montag nur noch mit 15 Prozent rechnen.

Norwegen von Krise verschont

Doch als Mehrheitsbeschaffer gilt sie als gesetzter Partner der konservativen Höyre. Parteichef Siv Jensen dürfte allerdings kein Anwärter auf einen Spitzenposten im Kabinett mehr sein. Vor vier Jahren war er noch der Favorit der Opposition für den Posten des Regierungschefs.

Norwegen ist von der Währungs- und Wirtschaftskrise in weiten Teilen Europas weitgehend verschont geblieben - nichts zuletzt dank des großen Ölreichtums. Der Wahlkampf in dem Fünf-Millionen-Einwohner-Land drehte sich vor allem um das Gesundheitssystem, Bildung und Steuern. Und darum, wie die sprudelnden Öleinnahmen am besten ausgegeben werden sollen.

(AFP)
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