Dankesrede für Friedens-Nobelpreis Obama rechtfertigt Einsatz von Gewalt

Oslo/Düsseldorf (RPO). Barack Obama hat den Friedensnobelpreis erhalten. In einer nachdenklichen Dankesrede verteidigte der US-Präsident sein Handeln in Afghanistan. Besonders wegen der dortigen Truppenaufstockung gab es an der Auszeichnung des Politikers Kritik. Doch Obama verteidigte Gewalt zur Erreichung höherer Ziele.

So lief Obamas Tag in Oslo
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Gewalt rechtfertigte Obama als notwendiges Mittel der Politik. "Die Instrumente des Krieges spielen eine Rolle bei der Wahrung des Friedens", sagte Obama am Donnerstag bei der Zeremonie im Rathaus von Oslo. Zuvor hatte der Vorsitzende des Nobel-Komitees, Thorbjörn Jagland, die Vergabe des Preises an Obama verteidigt.

"Es gibt Zeiten, in denen Nationen — im Alleingang oder gemeinsam — den Einsatz von Gewalt nicht nur als notwendig, sondern als moralisch geboten ansehen", sagte Obama. Er sei sich der Kosten der bewaffneten Konflikte jedoch bewusst. Krieg sei niemals "glorreich" und immer eine "menschliche Tragödie", sagte der Präsident, unter dessen Oberkommando die USA derzeit im Irak und in Afghanistan Krieg führen. Erst in der vergangenen Woche hatte Obama angekündigt, 30.000 zusätzliche Soldaten an den Hindukusch zu entsenden.

Es wird getötet

"Wir sind im Krieg, und ich bin verantwortlich für die Entsendung tausender junger Amerikaner, um in einem fernen Land zu kämpfen", sagte Obama. "Einige werden töten, andere werden getötet. " Die USA hätten in den vergangenen sechs Jahrzehnten allerdings mitgeholfen, die weltweite Sicherheit "mit dem Blut unserer Bürger und der Kraft unserer Waffen" zu garantieren.

Der US-Präsident würdigte in seiner Rede die Menschen, die sich weltweit in ihren Ländern für Freiheit und Demokratie einsetzen. Dabei sprach er neben der Lage in Birma und Simbabwe ausdrücklich auch die Proteste der Opposition im Iran nach der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad an. "Die Verantwortung aller freien Menschen und Nationen ist, diesen Bewegungen klar zu machen, dass Hoffnung und Geschichte auf ihrer Seite sind."

Obama erhielt neben einer goldenen Medaille ein Preisgeld in Höhe von rund einer Million Euro. Der Preisträger sagte, er nehme den Preis mit "großer Demut" an. Zugleich räumte er ein, dass die im Oktober bekanntgegebene Ehrung eine "Kontroverse" ausgelöst habe. Im Vergleich mit zuvor ausgezeichneten "Größen der Geschichte" sei seine Leistung bisher gering.

Mandela, Mutter Teresa, Obama

Obamas Foto hängt in der Nobel-Akademie künftig neben so ruhmreichen Preisträgern wie dem südafrikanischen Freiheitskämpfer Nelson Mandela, dem US-Bürgerrechtler Martin Luther King oder Mutter Teresa.

Jagland verteidigte die Entscheidung des Nobel-Komitees, Obama so früh in seiner Amtszeit auszuzeichnen. Die Geschichte sei voll von "verpassten Gelegenheiten", sagte er. "Wir haben heute die Möglichkeit, die Ideen von Präsident Obama zu unterstützen." Das Nobel-Komitee hatte seine Wahl mit den "außerordentlichen Bemühungen" des US-Präsidenten um die atomare Abrüstung und die internationale Zusammenarbeit begründet.

Mehreren norwegische Friedensbewegungen demonstrierten in Oslo gegen die Vergabe des Preises an den US-Präsidenten. "Obama, Du hast den Preis gewonnen, jetzt verdiene ihn Dir", stand auf einem Banner. Einer am Mittwoch in der Zeitung "Verdens Gang" veröffentlichten Umfrage zufolge sind rund rund 36 Prozent der Norweger der Ansicht, dass Obama den Preis verdient.

(afp/spo)
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