OPCW-Experten sind sicher "Bei Angriff auf Chan Scheichun wurde Sarin verwendet"

Den Haag · Nach Angaben von Experten ist bei dem Angriff auf den syrischen Ort Chan Scheichun definitiv das Nervengas Sarin oder eine ähnliche Substanz eingesetzt worden.

 Überreste einer Granate die möglicherweise Giftgas enthielt, aufgenommen am 5. April 2017 in Chan Scheichun, Syrien.

Überreste einer Granate die möglicherweise Giftgas enthielt, aufgenommen am 5. April 2017 in Chan Scheichun, Syrien.

Foto: dpa, shalan stewart jai

Proben von zehn Opfern des Angriffs, die in vier Labors untersucht worden seien, zeigten "die Einwirkung von Sarin oder Sarin-ähnlichen Substanzen", teilte die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) am Mittwoch in Den Haag mit. Diese Analyseergebnisse seien "unbestreitbar", sagte OPCW-Chef Ahmet Üzümcü.

Untersucht worden seien Proben von drei Todesopfern des Angriffs vom 4. April sowie von sieben Menschen, die in Krankenhäusern behandelt worden seien, sagte Üzümcü. Weitere Einzelheiten der Laboruntersuchungen würden folgen. Zudem stehe ein OPCW-Team bereit, um vor Ort weitere Analysen durchzuführen und Proben zu nehmen, "sollte die Sicherheitslage es erlauben".

Der Westen wirft der syrischen Luftwaffe vor, am 4. April einen Giftgasangriff auf die Kleinstadt Chan Scheichun im Nordwesten Syriens geflogen zu haben. Bei dem Angriff waren laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 87 Menschen getötet worden, unter ihnen 31 Kinder.

Syriens Präsident Baschar al-Assad nannte die Vorwürfe vergangene Woche in einem AFP-Interview zu "hundert Prozent konstruiert". Er warf dem Westen seinerseits vor, die angebliche Attacke als "Vorwand" genutzt zu haben. Die USA griffen als Vergeltung einen syrischen Luftwaffenstützpunkt mit Marschflugkörpern an. Es war der erste direkte Angriff des US-Militärs auf die syrischen Regierungstruppen.

Assad hat nach Angaben aus israelischen Verteidigungskreisen noch immer bis zu drei Tonnen Chemiewaffen. Diese Einschätzung gaben israelische Beamte am Mittwoch ab. Der israelische Militärgeheimdienst schätze, dass Assad "zwischen einer und drei Tonnen" Chemiewaffen habe, sagte ein ranghoher Militärbeamter, der anonym bleiben wollte. Die Einschätzung wurde von zwei anderen Verteidigungsbeamten bestätigt.

(felt/AFP)
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