Eskalation der Gewalt droht Palästinenser entführen 20-jährigen israelischen Soldaten

Kerem Schalom/Israel (rpo). Im nahen Osten droht die Gewalt zu eskalieren. Militante Palästinenser entführten einen israelischen Soldaten. Die Regierung kündigte an, die Verantwortlichen würden einen hohen Preis für die Tat zahlen - man werde alles tun, um den 20-Jährigen zu finden.

Militante Palästinenser waren durch einen Tunnel vom Gazastreifen auf israelisches Gebiet vorgedrungen und hatten den Grenzposten attackiert. Bei dem Angriff wurden nach israelischen Militärangaben zwei Soldaten getötet.

Die Hamas und die militanten Volkswiderstandskomitees (PRC) bekannten sich zu dem Angriff und sagten, sie hätten die Leiche eines getöteten Soldaten mitgenommen. Der israelische Stabschef Generalleutnant Dan Halutz erklärte jedoch, seines Wissens sei der Soldat am Leben. Es war der erste derartige Angriff auf einen Grenzposten seit dem Rückzug Israels aus dem Gazastreifen im September vergangenen Jahres.

Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert rief die Mitglieder seines Sicherheitskabinetts zusammen. Der Fernsehsender Channel 10 TV berichtete, Olmert sei zu einer Militäraktion im Gazastreifen ermächtigt worden. Konkrete Pläne gebe es jedoch nicht.

Groß angelegte Militäraktion befürchtet

Olmert machte den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und die Hamas-Regierung für den Angriff verantwortlich. Olmert und Abbas nahmen Kontakt zu ägyptischen Regierungsvertretern auf, die in der Vergangenheit bei der Freilassung von Gefangenen vermittelt hatten. Abbas sprach nach Angaben seines Büros mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak und dem jordanischen König Abdullah II. Abbas bedauerte den Angriff, da er Israel einen Vorwand für eine groß angelegte Militäraktion biete.

Die palästinensische Regierung forderte die Entführer auf, das Leben des Soldaten zu schützen. Man habe erst von der israelischen Seite von der Verschleppung erfahren, sagte Regierungssprecher Ghasi Hamad. Der stellvertretende Ministerpräsident Nasser Schaer von der Hamas forderte die Freilassung des Soldaten.

Grenze zu Ägypten gesperrt

Bereits kurz nach dem Zwischenfall wurde die Grenze vom Gazastreifen zu Ägypten gesperrt. Sie war nach dreitägiger Schließung erst am Freitag wieder geöffnet worden. Israelische Bodentruppen durchkämmten unterstützt von Panzern und Hubschraubern das Gebiet um den Tunnel. Die Palästinenser hatten über Monate einen 800 Meter langen Tunnel gegraben und dann die israelischen Soldaten von hinten angegriffen.

Hamas und PRC erklärten, die Attacke sei eine Vergeltung für die Tötung zweier ihrer Anführer sowie palästinensischer Zivilisten in jüngster Zeit. Drei Kämpfer seien bei dem Angriff in der Nähe des Grenzübergangs Kerem Schalom getötet worden. Daran war nach eigenen Angaben auch die Gruppe Islamische Armee beteiligt, die bislang unbekannt war.

Inzwischen hat Israel angekündigt, sich zunächst auf diplomatischem Weg um die Freilassung des von Palästinensern verschleppten Soldaten zu bemühen.

Treffen zwischen Abbas und Hanija

Abbas und der palästinensische Ministerpräsident Ismail Hanija kamen am Samstagabend im Gazastreifen zusammen, um über eine Beendigung des Machtkampfs zwischen der Fatah des Präsidenten und der regierenden Hamas zu verhandeln. Teilnehmer beschrieben das Gespräch als positiv, eine Einigung wurde indes nicht erreicht. Im Mittelpunkt des Streits steht ein Fatah-Papier zur Zwei-Staaten-Lösung, das eine indirekte Anerkennung Israels beinhaltet. Sollte es zu keiner Einigung kommen, will Abbas am 26. Juli ein Referendum über dieses Dokument abhalten.

(ap)
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