Neue Eskalation in Nahost Palästinenserrakete trifft israelischen Schulbus

Berlin/Jerusalem (RPO). Neue Gewalt in Nahost hat ein Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu überschattet. Merkel drängte am Donnerstag in Berlin auf Fortschritte im Friedensprozess. Verteidigungsminister Ehud Barak befahl der israelischen Armee, "schnell mit allen notwendigen Mitteln" zu reagieren, nachdem ein junger Israeli durch ein Geschoss aus dem Gazastreifen schwer verletzt worden war.

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Foto: AP

Die aus dem Gazastreifen abgefeuerte Panzerabwehrrakete schlug nach Angaben von Rettungskräften nahe dem Kibbuz Nahal Os in Südisrael in einen Bus ein, in dem Schulkinder auf dem Weg nach Hause waren. Ein 13-Jähriger war demnach in einem kritischen Zustand. Der Fahrer des Schulbusses wurde leicht verletzt.

Später schlugen nach Angaben des israelischen Polizeisprechers Micky Rosenfeld noch weitere 45 Geschosse, Mörsergranaten und Raketen, in Südisrael ein, ohne dass es Verletzte gab. Das seit Ende März installierte Raketenabwehrsystem "Iron Dome" (Eisenkuppel) fing dabei bei Aschkelon erstmals eins der Geschoss ab, wie ein Fotograf feststellte und Sicherheitskräfte bestätigten.

Israel hat auf den Raketenangriff aus dem Gazastreifen mit der bislang schärfsten militärischen Vergeltung seit dem Gaza-Krieg reagiert und mindestens fünf Palästinenser getötet. 32 weitere wurden teils schwer verletzt, wie Sanitäter weiter mitteilten.

Israelische Truppen flogen Luftangriffe, Panzer eröffneten daraufhin das Feuer über die Grenze zum Gaza-Streifen. Unter den Opfern war nach palästinensischen Angaben ein 50 jähriger Zivilist, der vor seinem Haus tödlich getroffen wurde.

Bei den anderen Getöteten handelt es sich demnach um zwei junge Männer und einen Polizisten der radikalislamischen Hamas. Vier Menschen seien schwer verletzt worden, erklärten die palästinensischen Gesundheitsbehörden.

Zum Zeitpunkt des Raketenangriffs in Südisrael waren Sanitätern zufolge nur der Fahrer und ein 16 Jahre alter Passagier in dem Bus. Der Jugendliche erlitt schwere Kopfverletzungen. Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand.

Zu demm Angriff auf den Schulbus hat sich am Abend der bewaffnete Arm der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas bekannt. Die Essedin-el-Kassam-Brigaden erklärten, der Angriff sei "eine erste Antwort auf Verbrechen" Israels und erwähnten die Tötung von drei örtlichen Brigadenchefs in der Nacht zum Sonntag.

Auch der bewaffnete Arm der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) bekannte sich zu der Attacke. Israel und die im Gazastreifen regierende radikalislamische Hamas gaben sich gegenseitig die Schuld für die Eskalation der Gewalt.

Merkel drängt auf Fortschritte im Friedensprozess

"Der Stillstand muss (...) überwunden werden", sagte Merkel mit Blick auf die festgefahrenen Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern. Fortschritte seien "dringlicher denn je". Bis zum Herbst sollte und könnte "ein richtiger Fortschritt" erzielt werden. Das Ziel müsse eine Zwei-Staaten-Lösung sein. Die Anerkennung eines einseitig ausgerufenen Palästinenserstaats schloss Merkel aus.

Die direkten Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern liegen seit mehr als einem halben Jahr auf Eis. Hindernis für eine Wiederaufnahme ist vor allem der Streit über den jüdischen Siedlungsbau.

"Wir müssen versuchen, Wege zu finden, um diese Verhandlungen wieder aufleben zu lassen", sagte Netanjahu. Beim Streben nach "Frieden, Sicherheit und Stabilität" sei die Siedlungsfrage zwar ein Thema, aber kein "unüberwindbares Hindernis".

Ein am Donnerstag vorgelegter Bericht der Weltbank sieht die Autonomiebehörde für die Leitung eines eigenständigen Palästinenserstaates gut gerüstet.

(AFP/apd)
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