Syrien IS sprengt antiken Baalschamin-Tempel in Palmyra

Damaskus · Erneut zerstören die Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) Teile des Weltkulturerbes in Syrien. Am Sonntag haben die Islamisten einen bedeutenden Tempel in der von ihr besetzten syrischen Oasenstadt Palmyra gesprengt.

 Das ist der Baalschamin-Tempel in Palmyra vor der Sprengung durch den IS.

Das ist der Baalschamin-Tempel in Palmyra vor der Sprengung durch den IS.

Foto: afp, vel

Der Tempel von Baalschamin sei mit einer großen Menge Sprengstoff in die Luft gejagt worden, sagte der Direktor der syrischen Antikensammlungen, Maamun Abdulkarim, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte die Zerstörung des Tempels.

Das Gebäude sei in großen Teilen zerstört, sagte Abdulkarim. Bei der Explosion sei die sogenannte Cella des Tempels, ihr innerster heiliger Bereich, zerstört worden. Die umgebenden Säulen seien eingestürzt. "Unsere schlimmsten Befürchtungen erfüllen sich gerade", sagte Abulkarim.

Seit der IS im Mai Palmyra eroberte, gibt es große Sorge um die zum Weltkulturerbe der Unesco gehörenden antiken Schätze der Stadt. Mehrere Mausoleen und Skulpturen wurden Medienberichten zufolge bereits zerstört und die größeren Ruinen vermint. Die Dschihadisten betrachten die Ausstellung von Statuen und die Verehrung von Mausoleen als "Götzendienst".

Das auch als "Perle der Wüste" berühmte Palmyra liegt etwa 210 Kilometer nordöstlich der syrischen Hauptstadt Damaskus. Namentlich erwähnt wurde die Siedlung bereits im 19. Jahrhundert vor Christus als Oase, an der die von der Seidenstraße über die Golfregion in den Mittelmeerraum ziehenden Karawanen Rast machten. Seine volle Blüte erreichte Palmyra in der römischen Zeit, etwa im ersten vorchristlichen Jahrhundert.

Der vom IS zerstörte Tempel des Baalschamin wurde im Jahr 17 errichtet; unter dem römischen Kaiser Hadrian wurde er im Jahr 130 erweitert.

Abdulkarim berichtete am Sonntag auch von weiteren Zerstörungen, die der IS in der antiken Stadt anrichtete. Im Juli sei die berühmte Löwenstatue von Athena zerstört worden. Ein Museum sei in ein Gefängnis mit Gerichtssaal umgewandelt worden. Im antiken Theater seien Hinrichtungen vollzogen worden, sagte der Direktor der syrischen Antikensammlungen.

International für Entsetzen sorgte in der vergangenen Woche die grausame Hinrichtung des früheren Chef-Archäologen von Palmyra, Khaleed al-Assaad. Der 82-Jährige wurde enthauptet, sein Leichnam in den Ruinen von Palmyra aufgehängt. Nach Angaben eines seiner Söhne wurde die Leiche anschließend von IS-Kämpfern zerstückelt.

(AFP)
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