Leiter der Glaubenskongregation Papst Franziskus trennt sich von Kardinal Müller

Rom · Papst Franziskus trennt sich von einem seiner ranghöchsten Mitarbeiter. Kardinal Müller stand der Glaubenskongregation vor, die dafür zuständig ist, Missbrauchsfälle aufzuklären.

 Gerhard Ludwig Müller, Kurienkardinal und Präfekt der Glaubenskongregation (Archiv).

Gerhard Ludwig Müller, Kurienkardinal und Präfekt der Glaubenskongregation (Archiv).

Foto: dpa, awe cul sab abl

Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitagabend im Vatikan erfuhr, wird die Amtszeit von Kardinal Gerhard Ludwig Müller (69) als Leiter der Römischen Glaubenskongregation nicht verlängert.

Müller selbst hat überrascht auf seine Ablösung als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation reagiert. "Differenzen zwischen mir und Papst Franziskus gab es nicht", sagte Müller am Samstag der Mainzer "Allgemeinen Zeitung". Der Papst habe aber beschlossen, ab sofort nur noch Amtszeiten von fünf Jahren zuzulassen. "Ich war der Erste, bei dem er das umgesetzt hat." Franziskus habe ihm die Entscheidung am Freitag persönlich mitgeteilt.

Müllers fünfjährige Amtszeit an der Spitze der mächtigen Glaubenskongregation endet offiziell an diesem Sonntag. Der Vatikan hatte am Samstag überraschend mitgeteilt, dass er vom bisherigen Sekretär der Kongregation, dem spanischen Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer, abgelöst wird.

Müller will trotzdem auch künftig in Rom bleiben: "Ich bleibe Kardinal, werde wissenschaftlich arbeiten, ich habe genug zu tun." Der 69-Jährige, der aus Mainz-Finthen stammt, hält sich dem Bericht zufolge an diesem Wochenende in seiner Heimatstadt auf, weil er mit früheren Klassenkameraden sein 50-jähriges Abiturjubiläum feiert. An diesem Sonntag soll der Kardinal nach Informationen der Zeitung auf Einladung des Mainzer Domkapitels um 10 Uhr ein Pontifikalamt im Mainzer Dom halten.

Müller verdankte seine Ernennung im Jahr 2012 dem damaligen Papst Benedikt XVI. Im Jahr 2014 erhob Papst Franziskus ihn zum Kardinal. Zwischen Müller und Franziskus hatte es in den vergangenen Jahren Meinungsverschiedenheiten gegeben. Zuletzt hatte Müller am 25. Mai in einem Fernseh-Interview die Tatsache kritisiert, dass Franziskus drei Mitarbeiter des Kardinals gegen dessen Willen entlassen hatte.

Zuständig für Aufklärung von Missbrauchsfällen

Müller stand der Glaubenskongregation vor, die dafür zuständig ist, Missbrauchsfälle aufzuklären. Ende Februar noch hatte er den Vorwurf systematischer Vertuschung von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zurückgewiesen. "Die Kirche verdeckt nichts. In einigen Fällen kann es aus Ahnungslosigkeit passiert sein, aber nicht systematisch", sagte er damals der italienischen Zeitung "La Repubblica".

Erst am Donnerstag hatte Kardinal George Pell nach Kindesmissbrauchs-Vorwürfen sein Amt vorübergehend niedergelegt und sich beurlauben lassen. Er wolle in seiner Heimat seine Unschuld beweisen, hatte der 76-jährige Australier gesagt.

Dem Vatikan und der katholischen Kirche wird immer noch vorgeworfen, nicht hart genug gegen Kindesmissbrauch vorzugehen und teils pädophile Geistliche zu decken. Kritiker werfen dem Vatikan auch vor, nicht transparent mit den Fällen umzugehen.

Zur Amtszeit von Papst Franziskus Vorgänger Benedikt XVI. war herausgekommen, dass katholische Geistliche weltweit über Jahrzehnte unzählige Kinder missbraucht oder misshandelt hatten und die Fälle unter den Teppich gekehrt wurden.

(felt/wer/KNA/dpa)
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