Deutscher Abgeordneter Nordkorea erteilt Atomgesprächen offenbar klare Absage

Pjöngjang · Vertreter der nordkoreanischen Regierung haben in Gesprächen mit deutschen Abgeordneten neuen Verhandlungen über das Atomprogramm des Landes eine klare Absage erteilt. "Die nordkoreanische Seite bekräftigte, dass sie keine Rückkehr an die Sechser-Gespräche beabsichtigt", sagte der Vorsitzende der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe, Hartmut Koschyk, am Mittwoch in Pjöngjang.

 Hartmut Koschyk (CSU, l), und Nordkoreas Vizeaußenminister Kung Sok Ung im Juni in Pjöngjang (Archivbild).

Hartmut Koschyk (CSU, l), und Nordkoreas Vizeaußenminister Kung Sok Ung im Juni in Pjöngjang (Archivbild).

Foto: dpa, cul

Der CSU-Politiker ist mit sechs weiteren Abgeordneten der CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke für eine Woche in Nordkorea, um sich unter anderem für den innerkoreanischen Dialog einzusetzen.

Die Haltung des kommunistischen Regimes ist nicht neu. Schon bei einem Besuch Koschyks Anfang Juni hatte Nordkorea seine Weigerung, über sein Atomprogramm zu verhandeln, klar gemacht und die USA als "Hauptfeind" bezeichnet. Doch die Radikalität, die jetzt zum Ausdruck gekommen sei, habe ihn überrascht, sagte Koschyk. Die Absage an einer Fortsetzung der seit 2009 eingefrorenen Sechser-Gespräche verstehen Diplomaten als Verhärtung des Regimes unter der Führung von Machthaber Kim Jong Un. An den Verhandlungen nahmen Nordkorea, die USA, China, Südkorea, Russland und Japan teil.

Die Gäste aus Deutschland führten unter anderem Gespräche mit dem stellvertretenden Leiter für internationale Beziehungen des Zentralkomitees der Arbeiterpartei, Ri Yong Chol, und Vizeaußenminister Kung Sok Ung. Dabei soll der Delegation auch gesagt worden sein, dass Pjöngjang die Atomgespräche für belanglos halte.

Ungeachtet dessen, was er zuvor im Zentralkomitee und im Ministerium gehört habe, habe sich die Gruppe für den Verbleib Pjöngjangs bei den Atomverhandlungen ausgesprochen, sagte Koschyk nach einem Treffen mit Parlamentspräsident Choe Thae Bok.

Der Verlauf des 70. Gründungstags der nordkoreanischen Arbeiterpartei am 10. Oktober sowie die Einschätzungen Südkoreas hätten zuvor die Hoffnungen auf einen nachgiebigere Haltung begründet, sagte Koschyk. "Wenn wir den Schulterschluss mit euch üben, so erwarten wir eine gewisse Grundbereitschaft von euch, über eine Wiederaufnahme der Sechser-Gespräche zumindest nachzudenken", beschrieb er die chinesische Position.

Peking hatte zum Parteijubiläum in Nordkorea einen hochranigen Vertreter der Kommunistischen Partei Chinas geschickt. Dies wurde in Seoul auch als Zeichen der Solidarität Pekings mit Pjöngjang gewertet. Die Parlamentariergruppe reist am Montag über Peking nach Südkorea weiter.

(dpa)
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