Wahlkampf in Frankreich Le Pen verspricht "nationalen Aufstand" - Proteste in Marseille

Paris · In ihrer letzten Rede vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat Marine Le Pen in Marseille einen "nationalen Aufstand" versprochen. Gegner der Front National lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei.

 Unterstützer der Rechtspopulistin Le Pen während ihres letzten Auftritts vor der Wahl am Sonntag.

Unterstützer der Rechtspopulistin Le Pen während ihres letzten Auftritts vor der Wahl am Sonntag.

Foto: rtr, JS

Falls sie zur Präsidentin Frankreichs gewählt werde, so die Kandidatin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, werde es einen "nationalen Aufstand" geben. Dieser müsse friedlich und demokratisch ablaufen, damit das Land seine Bürger zurückbekomme, sagte sie am Mittwoch bei ihrer letzten Wahlkampfrede in der Hafenstadt Marseille. Das "Gift" der radikalen Islamisten müsse "ausgerottet" werden, sagte sie. Am Vortag hatten Sicherheitskräfte in der Stadt zwei mutmaßliche Terroristen festgenommen, die im Zuge der Wahl einen Angriff geplant haben sollen.

Le Pen erklärte, ihr erster Job als mögliche Präsidentin sei es, Frankreich aus dem Abkommen von Schengen herauszulösen. Das Land müsse seine Grenzen zurückbekommen, diese seien ein "Sieb" für Terroristen, die derzeit wie Touristen durch Europa reisten.

Macron trifft muslimische Offizielle

Der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron kam unterdessen mit Vertretern der muslimischen Gemeinde in Frankreich zusammen, um für gemeinsame Lösungen zu werben. Muslimische Offizielle und der Staat hätten eine "gemeinsame Front" im Kampf gegen Islamismus, sagte er.

Einer Umfrage vom Mittwochabend zufolge führte Macron mit einem Prozentpunkt vor Le Pen. Der linke Politiker Jean-Luc Mélenchon und der Konservative François Fillon lagen vier Prozentpunkte dahinter, wie die Hochrechnung der Firma BVA ergab. Die erste Runde der Präsidentschaftswahl ist an diesem Sonntag. Die beiden Kandidaten, die dabei die meisten Stimmen erhalten, treten am 7. Mai in einer Stichwahl gegeneinander an.

 Demonstranten halten in Marseille ein Banner mit der Aufschrift: "Rechtsextreme lassen sich nicht an der Urne bekämpfen."

Demonstranten halten in Marseille ein Banner mit der Aufschrift: "Rechtsextreme lassen sich nicht an der Urne bekämpfen."

Foto: afp, st

Tränengas in Marseille

In Marseille kam es am Mittwochabend zu Auseinandersetzungen zwischen Linksradikalen und der Polizei. Die Einsatzkräfte nutzten Tränengas, um die Menge auseinanderzutreiben. Auf einem Plakat der Demonstranten war zu lesen: "Rechtsextreme können nicht an der Wahlurne bekämpft werden." "Wir haben (US-Präsident Donald) Trump gesehen, wir haben den Brexit gesehen ... ich bin so misstrauisch", sagte ein 26-jähriger Protestierender.

Letzter Fernsehtermin der elft Kandidaten

Am Donnerstagabend treffen alle elf Bewerber der Präsidentschaftswahl zum letzten Mal in einer Fernsehsendung aufeinander. Allerdings gibt es keine echte Debatte. Journalisten des Senders France 2 führen vielmehr nacheinander Einzelinterviews mit den Politikern. Jeder Kandidat hat 15 Minuten Zeit, um sein Programm vorzustellen. Die ursprünglich geplante Debatte war geplatzt, da mehrere Kandidaten Bedenken gegen einen direkten Schlagabtausch so kurz vor dem ersten Wahlgang am Sonntag angemeldet hatten.

(juju)
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