Pulverfass Nahost Palästinenser feuern Mörsergranaten auf Israelis

Tel Aviv · Während die militärischen Konfrontationen in Nahost weiter gehen, ist bei den schwersten Gefechten zwischen Israel und der Hamas seit 2014 am Donnerstag eine Palästinenserin getötet worden.

 Israelisches Militär im Einsatz auf dem Land.

Israelisches Militär im Einsatz auf dem Land.

Foto: ap

Soldaten seien bei einem Einsatz am Sicherheitszaun mit Mörsergranaten beschossen worden, teilte die Armee am Freitag mit. Es sei niemand verletzt worden.

Beide Seiten lieferten sich in den letzten Tagen den intensivsten Schlagabtausch seit dem Gaza-Krieg vor fast zwei Jahren. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wollte am Freitag in einer Dringlichkeitssitzung mit seinem Sicherheitskabinett über das weitere Vorgehen beraten.

Israelische Panzer im Einsatz

Am Donnerstag ist eine Palästinenserin getötet worden. Die 54-jährige Frau kam durch israelischen Panzerbeschuss ums Leben, wie das Nasser-Krankenhaus im Gazastreifen mitteilte. Die israelische Armee ging am zweiten Tag in Folge gegen Angriffstunnel aus dem Palästinensergebiet vor, was erstmals seit dem Krieg vom Sommer 2014 direkte Gefechte mit der Hamas auslöste.

Der tödliche Panzerbeschuss folgte als Reaktion auf Granatangriffe aus dem Gebiet um Chan Junis im Süden des Gazastreifens. Bei Artilleriebeschuss in derselben Gegend wurde nach Angaben des Krankenhauses zudem ein 21-jähriger Palästinenser verletzt.

In der Nacht zum Donnerstag hatte die israelische Luftwaffe nach Armeeangaben zuvor viermal Hamas-Stellungen in dem isolierten Küstengebiet angegriffen. Sie reagierte damit auf den mehrfachen Beschuss von Armee-Einheiten, die im Grenzstreifen operierten.

Kampf gegen illegale Tunnel

Mit Baggern und schwerem Gerät versuchen Soldaten seit Mittwoch, in einem Korridor von hundert Metern innerhalb des Gazastreifens weitere Tunnelbauten aufzuspüren, die nach Israel hineinreichen. Wie Armeesprecher Peter Lerner am Donnerstag mitteilte, wurde am Morgen ein bis dahin unbekannter Tunnel entdeckt, der in rund 30 Meter Tiefe unter der Grenze hindurch führt.

Vor zwei Wochen war bereits ein ähnlicher unterirdischer Gang entdeckt worden, der aus der Zeit vor dem Gazakrieg stammt, von der Hamas aber weiter in Stand gehalten wurde. Die Kassam-Brigaden, bewaffneter Arm der islamistischen Palästinenserbewegung, die den Gazastreifen seit 2007 kontrolliert, erklärten, sie ließen "die Verletzung der Waffenstillstandsvereinbarung von 2014 nicht weiter zu".

Mehrfach wurden die an verschiedenen Stellen im Grenzstreifen operierenden Pioniertruppen nach Armeeangaben am Mittwoch und Donnerstag von Scharfschützen oder mit Mörsergranaten beschossen, wobei Sachschäden entstanden. "Binnen 24 Stunden haben wir mindestens sechs Angriffe der Hamas registriert", erklärte Lerner. Die Armee schoss zunächst mit Panzergeschützen zurück und flog dann in der Nacht vier Angriffe im Norden des Gazastreifens.

Verletzte Kinder

Nach Angaben palästinensischer Rettungsdienste wurden dabei vier Mitglieder einer Familie verletzt, drei Kinder und ein 65-jähriger Mann. Oberst Lerner kündigte an, die Einsätze der Armee würden "noch einige Zeit weitergehen, weil die Hamas die Infrastruktur ausbaut, die nach Israel hineinreicht, was wir nicht hinnehmen werden". An einer Eskalation der Lage habe Israel aber keinerlei Interessiere, ergänzte der Sprecher.

Die Waffenruhe, die den Gazakrieg im August 2014 beendete, wurde weitgehend eingehalten. Sporadisch feuerten radikale Palästinensergruppen, die mit der Hamas rivalisieren, Raketen in Richtung Südisrael. In den vergangenen 20 Monaten war es aber zu keinem direkten Schlagabtausch zwischen der Hamas und Israel gekommen.

Laut einem UN-Bericht entdeckte Israel während des Konflikts 2014 insgesamt 32 Tunnel, darunter 14, die vom Gazastreifen bis nach Israel hineinreichten. Israel hatte den Krieg gestartet, um Raketenangriffe aus dem Gazastreifen zu unterbinden und Angriffstunnel zu zerstören. In dem Konflikt wurden 2251 Palästinenser getötet, ein Großteil davon Zivilisten. Auf israelischer Seite starben 73 Menschen, darunter 67 Soldaten.

(felt/dpa/ap)
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