Kandidatur bei Präsidentschaftswahlen Putin kann's nicht lassen

Moskau (RPO). Wladimir Putin war in der Silvesternacht 1999 gerade vom krankheitszerrütteten russischen Staatschef Boris Jelzin zum Übergangspräsidenten ernannt worden, da sagte er diesen Satz, der bis heute als sein Motto gelten dürfte: "Es wird nicht eine Minute lang ein Machtvakuum in diesem Land geben."

Männlich, kräftig, überlegen- Wladimir Putin zeigt sich
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Foto: AP

Seitdem hat Putin tatsächlich keine Minute die Macht wirklich aus der Hand gegeben. Nach seinem vierjährigen Intermezzo als Regierungschef schickt sich der 58-Jährige nun an, in das Präsidentenamt zurückzukehren - und so auch wieder offiziell der erste Mann im Staat zu sein.

Lange Zeit war darüber spekuliert worden, wer bei der Präsidentschaftswahl im März 2012 antreten würde: Putin selbst oder Dmitri Medwedew, den Putin höchstpersönlich für seine Nachfolge ab 2008 auserkoren hatte.

Putin hatte da zwei vierjährige Amtszeiten an der Staatsspitze hinter sich, eine weitere Kandidatur untersagte ihm die Verfassung. Medwedew, so sagten viele, sei nichts als ein Platzhalter für Putin. Und tatsächlich ernannte er nach seinem Wahlsieg seinen Ziehvater zum Regierungschef.

Medwedew war es nun auch, der allen Spekulationen ein Ende bereitete: Die Regierungspartei Einiges Russland solle Parteichef Putin als Kandidaten ins Rennen schicken, sagte Medwedew am Samstag vor tausenden jubelnden Anhängern im Moskauer Luschniki-Stadion.

"Große Ehre" für Putin

Putin konnte da bescheiden sekundieren, es sei ihm eine "große Ehre", bei den Wahlen anzutreten. Putins Rechnung scheint nunmehr aufgegangen, über die wohlkalkulierte Tandem-Lösung mit Medwedew hat er seinen Machterhalt wohl auf Jahre hin gesichert.

Geboren wurde Putin am 7. Oktober 1952 in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg. Nach dem Jura-Studium trat er 1975 in den Auslandsgeheimdienst ein, der damals Teil des KGB war. Von 1985 bis 1990 arbeitete er als Agent in der damaligen DDR und spricht seitdem fließend Deutsch. Acht Jahre später stieg er zum Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB auf.

Als Jelzin Putin im August 1999 überraschend zu seinem Ministerpräsidenten und Kronprinzen machte, war dieser ein politischer Nobody. Als FSB-Chef verfügte er aber über beste Kontakte in die Sicherheitsapparate des Staates, auf die er dann seine Macht aufbaute.

Mit markigen Sprüchen im Konflikt mit den tschetschenischen Rebellen machte er sich alsbald einen Namen, den er mit dem Einmarsch russischer Truppen in Tschetschien am 1. Oktober 1999 - dem Beginn des zweiten Tschetschien-Kriegs - nur unterstrich. Die Präsidentschaftswahl im Frühjahr 2000 gewann Putin in einem Erdrutschsieg.

Putins Bekenntnis zu Stabilität und zu einem starken Russland - nach innen wie nach außen - macht ihn bis heute bei der Mehrheit der Russen beliebt, nachdem die Menschen erst den Zusammenbruch der Sowjetunion miterleben mussten und dann, wie Russland in den 90er Jahren zunehmend im Chaos versank. "Die Schwachen werden geschlagen", sagte Putin einmal - und Russland sollte das nie wieder passieren.

"Anti-Terror-Kampf" Tschetschenien

Den "Anti-Terror-Kampf" führte Putin nicht nur in Tschetschenien mit aller Härte. Dem Parlament entzog er zahlreiche Befugnisse, unbotmäßige Medien ließ er schließen oder auf Linie bringen. Auch mit widerspenstigen Oligarchen legte er sich immer wieder an.

Der einstige Ölmagnat und damals reichste Mann Russlands, Michail Chodorkowski, ein erklärter Kreml-Gegner, wurde 2003 wegen Unterschlagung und Steuerhinterziehung verhaftet. Er sitzt bis heute im Gefängnis.

Auch ansonsten inszeniert sich Putin gerne als harter Mann: Der Träger eines schwarzen Gürtels demonstrierte öffentlich sein Judo-Können, ritt mit freiem Oberkörper durch die Taiga und posierte vor Kameras mit so ziemlich jedem Raubtier, das in Russland heimisch ist.

Dass Putin die Wahlen im März 2012 gewinnen wird, daran gibt es kaum Zweifel. Und weil seit einer Verfassungsänderung die Amtszeit eines Staatschefs sechs Jahre beträgt, könnte der zweifache Familienvater das höchste Staatsamt sogar bis 2024 bekleiden.

(AFP/top)
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