Russland und die Krim-Krise Putin müsste Wirtschaftskrieg mehr fürchten als Europa

Düsseldorf · Nach dem Krim-Referendum am Sonntag dürften die wirtschaftlichen Sankionen gegen Russland ausgeweitet werden. Doch welche Auswirkungen hätte das konkret?

 Wladimir Putin steht international in der Kritik. Die Folgen für sein Land könnten teuer werden.

Wladimir Putin steht international in der Kritik. Die Folgen für sein Land könnten teuer werden.

Foto: afp, YK/AO

Dabei zeigt sich, dass Russland einen Wirtschaftskrieg mit der EU und Deutschland viel mehr fürchten müsste als umgekehrt. Zwar treiben 6200 Firmen aus Deutschland Handel mit Russland oder haben dort Niederlassungen, doch Exporte nach Russland in Höhe von 36 Milliarden Euro machten 2013 gerade vier Prozent der deutschen Verkäufe ins Ausland aus.

Wichtiger ist die Frage, wie sehr Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen wirklich von östlichen Öl- und Gaslieferungen abhängig sind. Immerhin droht Sergej Glasjew, ein Vertrauter von Präsident Wladimir Putin: "Ökonomische Sanktionen der EU werden für die Europäer zur Katastrophe." Wenn Russland keine Energie mehr liefere, werde sich "die europäische Industrie nicht erholen".

Tatsächlich ist Russland zwar wichtigster Öllieferant für Deutschland, doch das schwarze Gold lässt sich jederzeit woanders einkaufen. Auch beim so wichtigen Gas sieht die Lage halbwegs entspannt aus: Nach dem relativ warmen Winter hat Deutschland Gas für drei Monate gespeichert — in ganz Europa sind die Speicher voll. Und obwohl Russland 38 Prozent des in Deutschland verbrauchten Gases liefert, ist es ersetzbar: Andere Lieferländer wie Niederlande, Dänemark und Norwegen könnten ihre Förderung erhöhen. Allein der norwegische Gasgigant Statoil wäre nach eigener Aussage in der Lage, "kurzfristig den gesamten europäischen Gasbedarf zu decken".

Könnte umgekehrt Russland auf Lieferungen nach Europa verzichten? Die Verschuldung liegt bei 480 Milliarden Euro. Öl und Gas machen 70 Prozent der Exporte aus — die Staatskasse wäre bald leer.

Kommt es zum Wirtschaftskrieg, wären einige Düsseldorfer Konzerne trotzdem heftig betroffen: Bei Eon macht das Gas- und Stromgeschäft mit Russland zehn Prozent des Umsatzes aus, Metro möchte gerne sein großes Russland-Geschäft an die Börse bringen.

(RP)
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