Ukraine-Konflikt Putin vergleicht ukrainische Armee mit Wehrmacht

Moskau · Kremlchef Putin kommentiert den Ukraine-Konflikt und findet lobende Worte für die Separatisten. Zugleich legt er ihnen nahe, einen Fluchtkorridor für eingekesselte ukrainische Einheiten einzurichten. Am Nachmittag legte er nach – mit einem historischen Vergleich.

 Putin richtet seine Nachricht ausdrücklich an die Kämpfer von "Neurussland" - ein Begriff, den die moskautreuen Separatisten als Zeichen ihrer angestrebten Abspaltung von der Ukraine verwenden.

Putin richtet seine Nachricht ausdrücklich an die Kämpfer von "Neurussland" - ein Begriff, den die moskautreuen Separatisten als Zeichen ihrer angestrebten Abspaltung von der Ukraine verwenden.

Foto: ap

Kremlchef Putin kommentiert den Ukraine-Konflikt und findet lobende Worte für die Separatisten. Zugleich legt er ihnen nahe, einen Fluchtkorridor für eingekesselte ukrainische Einheiten einzurichten. Am Nachmittag legte er nach — mit einem historischen Vergleich.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die prorussischen Separatisten aufgefordert, von ihnen umzingelte ukrainische Soldaten freizulassen. "Ich rufe die Aufständischen auf, einen humanitären Korridor für die ukrainischen Soldaten zu öffnen, die eingeschlossen sind, um sinnloses Sterben zu vermeiden", erklärte Putin am Freitag. Nach UN-Angaben sind bei den Kämpfen seit Mitte April mindestens 2600 ums Leben gekommen. Die EU könnte am Samstag über verschärfte Sanktionen gegen Russland entscheiden.

Putins Aussage könnte sich auf ukrainische Soldaten beziehen, die seit einer Woche außerhalb der strategisch wichtigen Stadt Ilowaisk östlich von Donezk gefangen sind. Ein hochrangiger Rebellenführer in Donezk reagierte auf Putins Forderung und sagte, die ukrainischen Soldaten müssten ihre Waffen niederlegen, bevor sie gehen dürften.

Eine Art Dementi

Der russische Präsident äußerte sich in der Kreml-Mitteilung aber nicht zu Vorwürfen über einen Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Stattdessen lobte er die Separatisten dafür, "die Militäroperationen Kiews, die die Leben von Einwohnern des Donbass bedrohten und bereits zu einer riesigen Anzahl von getöteten Zivilisten führten, zu untergraben".

Eine Art Dementi zum Einmarsch kam vom russischen Außenminister Sergej Lawrow. Moskau seien keine Tatsachen vorgelegt worden, die dies bewiesen, sagte er.

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Wenige Stunden vor Putins Statement hatte die Ukraine Russland vorgeworfen, in ihr Land mit Panzern, Soldaten und Artillerie eingedrungen zu sein. Der Westen hatte Moskau wegen seiner Rolle bei der Unterstützung der Rebellen der Lüge bezichtigt, was den Konflikt gefährlich anheizte. Laut Nato sind mindestens 1000 russische Soldaten in der Ukraine. Das Verteidigungsbündnis berief sich dabei auf Satellitenfotos, die vergangene Woche entstanden waren.

In einer Gesprächsrunde verglich Putin die ukrainischen Truppen, die auf Zivilisten schössen und Städte im Osten des Landes umkreist hätten, am Freitag mit den Nazis, die von 1941 bis 1944 die sowjetische Stadt Leningrad belagert hätten. Die Einwohner im Osten der Ukraine würden mit Gewalt unterdrückt, weil sie nicht mit dem "Putsch" in Kiew im Februar einverstanden seien. Um das Blutvergießen zu stoppen, solle Kiew mit den Rebellen sprechen, die sich nur verteidigten.

2600 Toten seit Mitte April

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US-Präsident Barack Obama sprach am Donnerstag mit Kanzlerin Angela Merkel. Sie stimmten darin überein, dass das russische Vorgehen Konsequenzen nach sich ziehen müsse. Die Europäische Union debattiert angesichts der Zuspitzung in der Ukraine über eine härtere Linie gegen Russland. Eine Entscheidung über verschärfte Sanktionen sollte beim Treffen der EU-Außenminister in Mailand am Freitag aber noch nicht fallen. Dies wird nicht vor dem EU-Gipfel am Samstag erwartet.

Den Vereinten Nationen zufolge wurden von den insgesamt rund 2600 Toten seit Mitte April 2220 allein in den vier Wochen zwischen Mitte Juli und Mitte August registriert. Dies geht aus Zahlen hervor, die das UN-Menschenrechtsbüro veröffentlichte. Es wirft beiden Seiten Grausamkeiten vor. "Das vorsätzliche Abzielen auf Zivilisten ist eine Verletzung des internationalen humanitären Rechts, und es muss mehr für ihren Schutz getan werden", sagte UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay.

(dpa)
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