Rassismus-Debatte in den USA Proteste gegen Polizeigewalt erreichen auch die Westküste

New York · Die Proteste gegen Polizeigewalt in den USA dauern an und in einigen Städten bleiben sie gewaltsam. Nach Demonstrationen in New York und in den Südstaaten der USA ist die Protestwelle nun auch in der Universitätsstadt Berkeley in Kalifornien angekommen.

Rassismus-Proteste in den USA: Demonstrationen gegen Polizeigewalt in Berkeley
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Proteste gegen Rassismus erreichen Berkeley

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In Berkeley warf eine Gruppe vermummter Demonstranten mit Steinen, Flaschen und Ziegeln auf die Polizei, die mit Gummigeschossen und Rauchbomen antwortete. Mehrere Läden seien geplündert worden, es habe sechs Festnahmen gegeben. Drei Polizisten und ein Techniker wurden in Berkeley nach Polizeiangaben verletzt. Wie viele Verletzte unter den Protestteilnehmern waren, wurde zunächst nicht bekannt.

Proteste von Seattle bis Miami

Die Proteste richten sich gegen die Entscheidung einer Geschworenenjury in New York, einen weißen Polizisten nicht wegen des Erstickungstodes eines unbewaffneten Schwarzen anzuklagen. Seit dem Beschluss am Mittwoch kam es in mehreren Städten des Landes täglich zu Protesten, darunter in Seattle, Chicago, Miami und Las Vegas. In New York legten sich wieder Aktivisten auf den Boden des Hauptbahnhofs, der Grand Central Station, um auf diese Weise gegen den ungeahndeten Tod von Eric Garner zu demonstrieren.

Der weiße Polizist hatte Garner bei der Festnahme in einen Würgegriff genommen. Auf einem Amateurvideo war zu hören, wie Garner nach Luft ringt und sagt: "Ich kann nicht atmen." Kurz zuvor hatten Geschworene auch in Ferguson im Staat Missouri entschieden, einen weißen Polizisten, der den 18-jährigen Schwarzen Michael Brown erschossen hatte, nicht anzuklagen.

Stumme Protest in Philadelphia

In Philadelphia legten sich rund 200 Menschen für viereinhalb Minuten reglos auf die Straße, um die viereinhalb Stunden zu symbolisieren, die Brown nach den tödlichen Polizeischüssen auf einer Straße in Ferguson gelegen haben soll. Philadelphias Bürgermeister Michael Nutter sprach im Fernsehsender NBC von "zwei der schlimmsten Wochen" in der jüngeren US-Geschichte, die sein Land derzeit erlebe. Der Bürgerrechtler Al Sharpton kündigte für Samstag einen Marsch durch die Hauptstadt Washington an, um auf Bundesebene für politische Änderungen zu demonstrieren.

Oboama ruft zu gewaltlosen Demonstrationen auf

US-Präsident Barack Obama rief junge Bürgerrechtler seines Landes bei einem Treffen im Weißen Haus auf, Geduld zu bewahren. Es brauche Zeit, um so tief in der US-Gesellschaft verwurzelte Probleme wie Rassismus und Vorurteile zu überwinden, sagte Obama. Der erste schwarze US-Präsident machte aber auch klar: "Wir können das, was jetzt passiert, nicht mit dem gleichsetzen, was vor 50 Jahren geschah."

Die Aktivisten fordern Polizeireformen, damit Taten wie diejenigen auf Brown oder Garner nicht mehr geschehen. Der republikanische Gouverneur von Ohio, John Kasich, sagte dem TV-Sender ABC, die Unruhen unterstrichen die Notwendigkeit, dass die politische Führung des Landes für Einheit und nicht für Kluften sorge. "In unserem Land gibt es heute zu viel Spaltung, zu viel Polarisierung - schwarz, weiß, reich, arm, Demokrat, Republikaner. Amerika gibt sein Bestes, wenn wir vereint sind", sagte Kasich.

Auch immer mehr Prominente äußern sich zu der US-Debatte. "Wir werden vermutlich ein paar ungemütliche Gespräche führen müssen, um diese Dinge richtig zu stellen, so dass jeder durch Amerika gehen und es genießen kann, wie es eigentlich genossen werden sollte", sagte der US-Schauspieler Jamie Foxx ("Django Unchained") am Sonntag bei der Premiere des Films "Annie" in New York.

#icantbreathe

Basketballstar Derrick Rose trug beim Aufwärmen vor einem NBA-Spiel seiner Chicago Bulls ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ich kann nicht atmen". Auch NBA-Superstar LeBron James bekundete Interesse an dem Kleidungsstück. "Das war spektakulär. Ich liebte es. Ich bin auf der Suche nach einem", sagte James und kündigte an, ein solches T-Shirt möglicherweise bei dem Auftritt seiner Cleveland Cavaliers bei den Brooklyn Nets zu tragen - während die britischen Royals William und Kate im Rahmen eines US-Besuchs auf der Tribüne sitzen werden. Auch auf Twitter und bei Facebook teilen Tausende Amerikaner ihre Sichtweise in der Debatte unter dem Hashtag #icantbreathe. Dazu legen sich die Demonstranten auf dem Boden oder halten sich den Hals und symbolisieren damit den Erstickungstod von Eric Garner.

(ap)
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