Türkischer Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will Bierkrüge im TV verbieten
Ankara · Wollte man das Trinklied "In München steht ein Hofbräuhaus" für die Türkei verfilmen, ginge das nur noch ohne Bierkrüge. Bei der berühmten Szene aus "Casablanca", in der Humphrey Bogart vor einer Flasche Whisky sitzt und "As Time Goes By" hört, muss ab sofort die Flasche so gerastert werden, dass sie nicht mehr als Schnaps zu erkennen ist.
Das ist Recep Tayyip Erdogan
Nach neuen Vorschriften zur Bekämpfung des Alkoholkonsums dürfen im türkischen Fernsehen keine Bilder mehr gesendet werden, die zum Trinken anregen. Die neuen Regeln sind Teile eines Alkoholgesetzes der Regierung des umstrittenen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, die nach einem Jahr Schonfrist jetzt in Kraft getreten sind.
Andere Teile betreffen Geschäfte, Kneipen und Restaurants in der Türkei: Sie dürfen nicht mehr mit Schildern, Emblemen oder Slogans von Alkohol-Marken über der Tür auf sich aufmerksam machen. Selbst Markisen, Sonnenschirme, Stühle und Tische mit dem Namen von Brauereien oder Whisky-Herstellern sind verboten.
Bisher hat Erdogan den Alkoholkonsum in seinem Land aber nicht senken können, im Gegenteil. Laut einer Statistik der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stieg der Pro-Kopf-Verbrauch an reinem Alkohol in der Türkei von 1,4 Litern im Jahr 2002 — als die Erdogan-Partei AKP an die Regierung kam — auf 1,6 Liter heute.
Etliche Kneipiers und Ladenbesitzer kritisierten die neue Gesetzesreform als widersprüchlich. Denn obwohl die Alkoholwerbungen verboten sind, darf in der Türkei weiterhin Bier verkauft werden. Grund für Erdogans Gesetzesentwurf ist nach Angaben des 60-Jährigen seine Sorge um die Volksgesundheit — wenn er nicht gerade eine Demonstration gewaltsam beenden lässt. Seinen Landsleuten empfiehlt Erdogan statt Bier übrigens das Joghurt-Getränk Ayran.
