Debatte im Netz Schweizer Stimmzettel imponiert vielen Amerikanern

Düsseldorf · Die Schweizer gelten als zurückhaltend und unaufgeregt. Ein simples Foto eines Schweizer Stimmzettels sorgt jetzt jedoch für Aufruhr in den sozialen Netzwerken. Vor allem Amerikaner zeigen sich beeindruckt, auch wenn nicht alle das Verfahren verstehen.

 Dieser Stimmzettel wurde international diskutiert.

Dieser Stimmzettel wurde international diskutiert.

Foto: Screenshot/Twitter: Storyfilter

Ein Schweizer stellte das Foto seines ausgefüllten Stimmzettel für die kommende Volksabstimmung ins Netz. "So wählen wir in unserer berühmten direkten Demokratie in der Schweiz" schrieb Nutzer "Zorthianator" dazu auf reddit und teilte auf imgur Bilder vom Abstimmungszettel und dem Büchlein mit den Erläuterungen des Schweizer Bundesrates, das bei der Entscheidung helfen soll.

Dass dieser Post so viel Aufmerksamkeit erhalten würde - damit hat er wohl kaum rechnen können.

"Zorthinator" erklärt mit den Bildern, wie die Schweizer Volksabstimmung funktioniert. Er erläutert die Fragen, übersetzt sie auf Englisch und erklärt seine Entscheidungen. Der eigene Standpunkt kann bei der Abstimmung mit einem simplen "Ja" oder "Nein" zum Ausdruck gebracht werden. Die Reaktion der Netzgemeinde: Tausende Kommentare innerhalb kürzester Zeit. Besonders viele US-Amerikaner melden sich zu Wort: Sie finden es beeindruckend, wie simpel und funktional die Methode ist.

Viele der Reaktionen sind scherzhaft: "Schweizer Design, so simpel, so nutzerfreundlich". Das "Ikea des Wählens". Andere mahnen: "Amerika, hör zu: DAS ist Demokratie." Ein weiterer Nutzer bemerkt, dass solch ein System in einem kleinen Land wie der Schweiz viel einfacher durchzusetzen ist als in den USA. Anderen Bewohnern aus den USA ist das Referendum jedoch wohl bekannt: In den einzelnen Bundesstaaten gebe es auch dort die direkte Demokratie.

Auch eine politische Diskussion bleibt nicht aus — typische Diskussionsthemen rund um das Referendum werden angesprochen. Während viele die direkte Demokratie bejubeln, finden andere allein den Gedanken an das Referendum erschreckend - zu viele unqualifizierte Leute, die ihre Meinung abgeben — oder gar willkürlich antworten.

Vor allem "Zorthinators" Aussage "because I felt like it" ("weil mir danach war") zu einer der Fragen auf dem Wahlzettel wird diskutiert: Solche Entscheidungen seien genau das Problem direkter Abstimmungen.

Unklar bleibt hier, ob "Zorthinator" sich als Nicht-Muttersprachler dabei vielleicht nur unglücklich ausgedrückt hat. Darüber hinaus entstehen beispielsweise auch Diskussionen zur Erbschaftssteuer, da der Urheber sich darüber beklagt und dagegen stimmt.

Interessant in jedem Fall: Einmal mehr zu beobachten, wie soziale Netzwerke eine Plattform für internationale Diskussionen um vermeintlich selbstverständliche Dinge bieten können - die so selbstverständlich anderswo auf der Welt mitunter nicht sind.

(isw)
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