Republikaner in Frankreich Fillon entscheidet Machtkampf für sich

Paris · Der angeschlagene Präsidentschaftskandidat der französischen Konservativen, Francois Fillon, hat den innerparteilichen Machtkampf für sich entschieden. Die Parteispitze stellte sich in einer Krisensitzung am Montagabend einstimmig hinter Fillon.

 Francois Fillon (Archivaufnahme).

Francois Fillon (Archivaufnahme).

Foto: afp

Das teilte ein Sprecher der Republikaner am Abend mit. Ex-Regierungschef Alain Juppe, der wiederholt als Alternative zu Fillon genannt worden war, hatte bereits zuvor endgültig auf eine Kandidatur verzichtet. Fillon selbst appellierte an seine Parteifreunde, sich hinter ihn zu stellen. Wegen Vorwürfen der Scheinbeschäftigung von Familienangehörigen auf Staatskosten ist Fillon in Umfragen deutlich zurückgefallen. Auch in der eigenen Partei ware Rufe nach seinem Rücktritt immer lauter geworden.

Seine Kandidatur sei die einzig legitime, sagte Fillon. "Es ist Zeit, dass sich alle zusammenreißen und wieder zu Verstand kommen." Die Debatte über die Kandidatur Fillons sei beendet, sagte der Präsident des politischen Ausschusses der Republikaner, Gerard Larcher, laut Teilnehmern. Larcher habe Fillon aufgefordert, das konservative Lager zu einen. Bis zum 17. März müssen alle Präsidentschaftskandidaten formell bestätigt sein.

Fillon setzte sich damit gegen parteinterne Kritiker durch, die ihn zuletzt immer offener zu einem Rücktritt aufgefordert hatten. So hieß es aus dem Lager von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, Fillon solle verzichten und seinen Nachfolger selbst wählen. Der Abgeordnete der Republikaner Georges Fenech rief seine Parteifreunde auf, den früheren Finanzminister Francois Baroin zu unterstützen und mit ihm einen glaubwürdigen Kandidaten für die Wahl des Staatsoberhauptes aufzustellen.

Juppe zieht zurück

Als solch ein Bewerber galt vielen Franzosen auch Juppé. Doch der Bürgermeister von Bordeaux äußerte sich unmissverständlich: "Ich erkläre ein für alle mal, dass ich nicht Kandidat für die Präsidentschaft der Republik sein werde." Sarkozy hatte zuvor per Twitter erklärt, er wolle mit Juppé und Fillon "einen würdevollen und glaubhaften Weg aus der Situation suchen".

Juppé ging nicht auf Sarkozys Vorschlag ein, kritisierte aber Fillons Verhalten. "Was für eine Verschwendung!", sagte er über dessen Wahlkampf. Fillon habe die Chance auf den Wahlsieg verspielt. Der 63-Jährige sei stur und habe sich selbst in eine Sackgasse manövriert. Es sei schwieriger denn je, die Republikaner zu einen. Die Menschen wünschten sich neue Gesichter, erklärte Juppé seinen Verzicht. Juppé war in der Vorwahl für die Präsidentschaftskandidatur der Konservativen hinter Fillon auf Platz zwei gekommen.

Gegen Fillon laufen seit Wochen Ermittlungen wegen Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau Penelope und seiner Kinder. Am 15. März muss er dazu vor einem Ermittlungsrichter aussagen. Fillon hat wiederholt seine Unschuld beteuert und noch am Sonntag erklärt, er werde an seiner Kandidatur festhalten.

Fillon lag lange in Umfragen vorn, verlor aber seit Bekanntwerden der Vorwürfe immer mehr an Unterstützung. Nach einer am Montag veröffentlichten fortlaufenden Erhebung von Ifop Fiducial käme er in der ersten Runde nur noch auf 19 Prozent, ein Punkt weniger als zuletzt. Er würde damit nicht die Stichwahl erreichen. Hier träfen der Umfrage zufolge die Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, (26,5 Prozent - minus 0,5) und der parteiunabhängige Kandidat Emmanuel Macron (25,5 Prozent - plus eins) aufeinander. In der zweiten Runde würde sich Macron dann mit 61 Prozent deutlich gegen Le Pen mit 39 Prozent durchsetzen.

Der scheidende Präsident Francois Hollande warnte vor einem Wahlsieg Le Pens. Falls sie "wider Erwarten die Wahl gewinnt, dann würde sie sofort mit dem Ausstieg aus der Euro-Zone beginnen - und sogar aus der EU", sagte der Sozialist in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" und fünf anderer Blätter. "Es ist meine letzte Pflicht, alles zu tun, dass Frankreich nicht eine derartige schwere Verantwortung auf sich lädt." Auch an den Finanzmärkten trieb der außergewöhnlich turbulente Wahlkampf in Frankreich die Anleger um. Der Euro gab gegenüber dem Dollar nach.

(felt/REU)
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