Kongress im November Republikaner schicken Homosexuelle in US-Wahlkampf

Massachussetts · Richard Tisei ist anders als viele Republikaner in der US-Politik. Das sagt er sogar von sich selbst auf seiner eigenen Internetseite. Wird er im November in den Kongress in Washington gewählt, wäre er sogar anders als alle republikanischen Kongressmitglieder vor ihm.

 Richard Tisei bei einem Wahlkampfauftritt.

Richard Tisei bei einem Wahlkampfauftritt.

Foto: ap

Tisei bezeichnet sich selbst als jemanden, der über Parteigrenzen hinweg denkt, agiert und vermittelt. Zahlreiche Projekte in seiner Zeit als Mitglied im Senat des Bundesstaates Massachussetts belegen seine Eigendarstellung. Als führendes Mitglied einer Senatskommission erarbeitete er ein Gesetz zum Wahlkampf auf Ebene des Bundesstaates. Vor allem deckelte das Gesetz die Höchstsumme, die Wahlwerbevereine, sogenannte PACs, sammeln dürfen. Die PACs sind Verbünde aus Personen und Firmen, die einen bestimmten Politiker oder eine Partei beim Wahlkampf unterstützen und zu diesem Zweck Spenden sammeln. Der Gesetzesentwurf von Tisei und seinen Kollegen wurde von Republikanern wie Demokraten unterstützt und in den 1990er Jahren verabschiedet. Für seine Arbeit wurde Tisei in Zeitungen wie dem "Boston Globe" und nach eigenen Darstellungen auch in der "New York Times" gelobt - eine Ehre, die Republikanern in der Regel nur nach besonderen Leistungen zuteil wird.

Tisei wirbt mit Hochzeitsbild und Ehemann

Doch neben der Arbeit von Richard Tisei ist es vor allem seine Homosexualität, die ihn unter Republikanern und bisherigen Mitgliedern des US-Kongress' in Washington besonders macht. Tisei hat sich offen dazu bekannt. Auf Wahlplakaten ist er mit seinem Ehemann Bernie Starr zu sehen. Das Bild stammt vom Empfang nach ihrer Hochzeit. Es ist das erste Mal, dass ein Mitglied der beiden großen Parteien mit einem gleichgeschlechtlichen Partner auf einem Plakat wirbt, schreibt die New York Times.

Neben Richard Tisei kandidieren zwei weitere bekennende Homosexuelle für den US-Kongress. Neben Tisei sind das Carl DeMaio aus Kalifornien und Dan Innis aus New Hampshire, die beide das Repräsentantenhaus einziehen wollen. Sollten DeMaio, Innis oder Tisei ins Capitol, den Sitz für den Kongress in Washington, gewinnen, wären sie die ersten bekennend homosexuellen Republikaner, die neu dorthin gewählt wurden. Momentan sitzen im Kongress sechs offen homosexuelle Politiker, fünf im Repräsentantenhaus, einer im Senat. Sie alle sind Demokraten.

 Carl DeMaio auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2012.

Carl DeMaio auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2012.

Foto: ap

Die Chancen für Richard Tisei Kongressmitglied zu werden, stehen gut, denn in Umfragen steht er zwei Prozentpunkte vor seinem demokratischen Kontrahenten Seth Moulton. Dazu wird er von Marisa DeFranco unterstützt. Sie ist Demokratin und war in den Vorausscheidungen innerhalb der demokratischen Partei hinter Moulton gelandet.

Republikaner versuchen Anschluss an Debatte zu halten

Dass die Republikaner nun mit drei offen homosexuellen Kandidaten in die Zwischenwahlen zum Kongress gehen, deuten einige Medien auch als Versuch, der Partei sich in der Diskussion um gleichgeschlechtliche Ehen zu positionieren. Egal ob es nun um Ablehnung oder Befürwortung geht, die Republikaner scheinen den Anschluss in der Debatte verloren zu haben, dabei befürworten einer Studie zufolge 61 Prozent der unter 30-jährigen Republikaner die gleichgeschlechtliche Ehe. Dies hatte das Meinungsforschungsinstitut "Pew Research Center" im März mitgeteilt.

(ac)
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