Brasilien steht vor einer Richtungswahl Rousseff muss um Sieg in Stichwahl zittern

Brasília · Brasilien steht vor einer Richtungsentscheidung. Die Wähler der siebtgrößten Volkswirtschaft bestimmen am Sonntag, wer das Schwellenland in den nächsten vier Jahren als Präsident führt.

 Dilma Rousseff und Aécio Neves gehen in die Stichwahl.

Dilma Rousseff und Aécio Neves gehen in die Stichwahl.

Foto: afp, ma/cca/ii

Staatschefin Dilma Rousseff von der seit rund 12 Jahren regierenden linken Arbeiterpartei PT strebt eine zweite Amtszeit an und tritt in der Stichwahl gegen ihren Herausforderer von der Mitte-Rechts-Partei PSDB, Aécio Neves, an. Beide Kandidaten trafen in der Nacht zum Samstag im letzten TV-Duell aufeinander, und sie schenkten sich nichts. Die Amtsinhaberin (66) geht mit einem Umfragevorsprung ins Rennen und lag zuletzt rund sieben Prozentpunkte vor ihrem zwölf Jahre jüngeren Gegenkandidaten.

Die Konkurrenten warfen sich in der Live-Debatte gegenseitig vor, in dem erbittert geführten Wahlkampf "ein schmutziges Spiel" betrieben zu haben. Die Wahlkampagne Rousseffs wurde am Freitag von einem Medienbericht torpediert, der die Politikerin in einen Korruptionsskandal um den staatlich kontrollierten Öl-Konzern Petrobras verwickelt sieht.

Danach sollen sie und ihr Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva von einem Schmiergeldsystem gewusst haben, bei dem über Jahre hinweg bei Vertragsabschlüssen des Konzerns drei Prozent der Vertragssumme illegal an politische Parteien abgeführt worden seien, darunter auch an die regierende Arbeiterpartei PT. Es geht um Milliarden-Beträge.

Rousseff wies den Bericht als "Wahl-Terrorismus" zurück und unterstellte der Zeitschrift "Veja" "Böswilligkeit". Die Zeitschrift selbst berief sich auf Aussagen eines Hauptverdächtigen in dem Korruptionsskandal.

Neves ist Ex-Gouverneur des wirtschaftsstarken Bundesstaates Minas Gerais und präsentierte sich im Wahlkampf als "Kandidat des Wechsels". Er steht für ein liberaleres Wirtschaftsmodell, das aber die sozialen Programme der Regierung fortsetzen will. Rousseff betonte dagegen die in den zwölf Regierungsjahren der PT erreichten Verbesserungen vor allem für die ärmeren Bevölkerungsschichten. Sie setzte im Wahlkampf vor allem auf Kontinuität.

Zur Wahl aufgerufen sind am Sonntag (ab 1100 MEZ) rund 143 Millionen Wahlberechtigte. Die Wahllokale schließen gegen 20.00 Uhr (MEZ). Die ersten Runde am 5. Oktober hatte Rousseff mit 41,6 Prozent klar gewonnen. Neves hatte sich mit 33,6 Prozent Platz zwei und den Einzug in die Stichwahl gesichert.

Die Wahlergebnisse werden in der Nacht zum Montag erwartet. Die neue Amtszeit beginnt am 1. Januar 2015. Brasilien ist Deutschlands wichtigster Handelspartner in Lateinamerika, obwohl das Handelsvolumen 2013 im Vorjahresvergleich leicht auf rund 20 Milliarden Euro sank.

(dpa)
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