Mord an Boris Nemzow Russische Justiz setzt Belohnung für Hinweise aus
Moskau · Nach dem Mord an dem Kremlkritiker Boris Nemzow hat die russische Ermittlungsbehörde drei Millionen Rubel (rund 45.000 Euro) Belohnung für Hinweise auf den Täter ausgesetzt. Auch das Innenministerium scheint an einer schnellen Aufklärung des Mordfalls interessiert zu sein.
"Wir sind zur Auszahlung bereit, wenn die Tipps zur Klärung dieser Tat führen", teilte die Behörde am Sonntag in Moskau mit. Das Innenministerium forderte mögliche Zeugen des Überfalls auf den Oppositionspolitiker auf, sich zu melden. Die Behörde garantiere Anonymität.
Der Kreml bezeichnete den Mord als "Provokation" und "Versuch zur Destabilisierung der politischen Lage im Land". Präsident Wladimir Putin sagte umgehend eine Aufklärung des Verbrechens zu.
USA fordern Aufklärung
US-Außenminister John Kerry drängt unterdessen auf eine "gründliche und transparente" Untersuchung des Verbrechens. Dabei gehe es nicht nur darum, "wer die Schüsse abgefeuert hat", sagte Kerry am Sonntag in einem Interview des TV-Senders ABC. Es müsse auch herausgefunden werden, ob jemand den Mord "angeordnet hat und wer hinter dieser Tat steckt".
Nemzow war am späten Freitagabend von einem Unbekannten mit vier Schüssen in den Rücken getötet worden - in unmittelbarer Kreml-Nähe im Zentrum von Moskau. Die Bluttat löste international Empörung und Trauer aus. Die russischen Behörden gehen von einem Auftragsmord aus. Ein Überwachungsvideo zeigt aus einiger Entfernung die Tat, jedoch sind auf den Bildern die Täter nicht zu erkennen.
Mehrere Oppositionspolitiker forderten eine Gedenktafel für Nemzow am Tatort. "Als einer der wichtigsten russischen Politiker der vergangenen 20 Jahre hätte er das verdient", sagte der Bürgerrechtler Alexander Tscherkassow der Agentur Interfax zufolge. Moskaus Vizebürgermeister Leonid Petschatnikow sagte, die Behörde sei bereit, einen solchen Antrag der Opposition zu prüfen.
Am Sonntag nahmen Zehntausende in Moskau an einem Trauermarsch für Nemzow teil. Auf eine ursprünglich geplante Kundgebung gegen die Politik von Kremlchef Wladimir Putin verzichtete die Opposition.