Russland-Affäre Der junge Donald wird für Trump zum Risikofaktor

New York · Der älteste Sohn von US-Präsident Donald Trump hat sich nach Vorwürfen gegen ihn in der Russland-Affäre verteidigt. Dass er sich im Wahlkampf mit Russen abgesprochen haben soll, sei "lächerlich" und "übertrieben", sagte Donald Trump Jr. in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender Fox News.

 Donald Trump Jr. (Archivaufnahme).

Donald Trump Jr. (Archivaufnahme).

Foto: ap, RED

Wie der Vater, so der Sohn. Donald Trump junior ist nicht nur in die Fußstapfen des Seniors getreten, indem er mit Bruder Eric die Leitung der Familienunternehmen übernommen hat. Wie der Vater teilt auch er gerne über Twitter gegen politische Gegner und die vermeintliche Lügenpresse aus. Und wie der Vater rennt er sich dabei allerdings oft fest - dies nun auch in der Russland-Affäre, in welcher der Filius sich mit hochbrisanten Vorwürfen konfrontiert sieht.

Mit Hohn und Spott reagierte der älteste Sohn des US-Präsidenten auf Enthüllungen über sein Treffen mit einer russischen Anwältin im Juni 2016. Wenn die Medien und oppositionellen Demokraten nicht mehr aufbieten könnten als dieses "blödsinnige Treffen", entspringe dies der "Verzweiflung", twitterte er. Allerdings bestätigte er im Zuge seiner Vorwärtsverteidigung die Berichte in allen wesentlichen Details - auch indem er selber einen Mailwechsel veröffentlichte, welcher seiner ominösen Begegnung mit der Russin voranging.

Und diese Mails konterkarieren die Versuche des 39-Jährigen, das Treffen als normalen Vorgang hinzustellen. Denn der britische PR-Agent, der das Gespräch mit der Anwältin einfädelte, hatte angekündigt, diese arbeite für die russische Regierung und verfüge über "ultra-heikles" Material aus den Händen des russischen Generalstaatsanwalts. Gemeint waren Informationen über vermeintlich unzulässige Moskau-Verbindungen der Trump-Kontrahentin Hillary Clinton.

Der älteste Sohn wird zum Risiko für den Präsidenten

Donald Trump junior war begeistert: "Wenn es das ist, was Sie sagen, liebe ich das", antwortete er. Der Mailwechsel ist die bislang wohl größte Bombe im Russland-Skandal: Denn damit ist erstmals bestätigt, dass das Trump-Team sich zumindest ein Stück weit auf Angebote einließ, angebliche Wahlkampfhilfe der russischen Regierung zu nutzen.

Der älteste Sohn ist also für den Präsidenten zu einem Risikofaktor geworden. Zwar sorgte Donald Trump junior schon früher für so manchen Skandal, doch die waren vergleichsweise überschaubar. Vor Jahren etwa sorgten Fotos von einer Großwildjagd mit Bruder Eric in Simbabwe für Wirbel. Im Wahlkampf verglich er dann Flüchtlinge mit einer Schüssel Bonbons, unter denen einige vergiftet seien. Und er empfahl Frauen, die im Job sexuell belästigt werden, den Ausstieg aus dem Berufsleben.

Eine engere Beziehung zum Vater hat der älteste Sohn, der wie Eric und Ivanka aus der ersten Ehe des Immobilienmoguls mit dem tschechischen Model Ivana Trump stammt, übrigens erst als Erwachsener entwickelt. Als Kind litt er schwer unter der Scheidung seiner Eltern. Später führte er ein Partyleben mit reichlich Alkoholkonsum. Nach dem Studium zog der Trump-Sohn in den Skiort Aspen in Colorado, wo er als Barkeeper jobbte. Wegen öffentlicher Trunkenheit landete er einmal in New Orleans kurzzeitig hinter Gittern.

Doch der älteste Sohn kehrte schließlich in den Schoß der Familie zurück. Im Jahr 2001 stieg er in die Trump-Unternehmen ein, wo er es bis zum Vizechef brachte. Zugleich räumte er sein Privatleben auf. Donald Trump junior beendete den Alkoholkonsum, heiratete - selbstverständlich ebenfalls ein Model - und wandelte sich zum Familienmenschen. Inzwischen hat er fünf Kinder.

Von der Schickeria hält sich der älteste Trump-Sprössling weitgehend fern. Lieber geht er Jagen und Angeln - diese Leidenschaft hatte er als Kind während Ferienbesuchen bei den tschechischen Großeltern entwickelt. Mit seiner Bodenständigkeit und rauen Rhetorik kommt Donald Trump junior bei einem Großteil der Trump-Wählerschaft sicherlich besser an als die durchgestylte Ivanka.

Der Vater wird aber jetzt Abstand zu ihm halten müssen - dem Sohn drohen wegen seiner Moskau-Connection womöglich sogar strafrechtliche Ermittlungen. Die Distanzierung hat bereits eingesetzt: Von dem Treffen mit der Russin habe er erst kürzlich erfahren, ließ der Präsident mitteilen.

(felt/ap/AFP)
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