Ukraine-Krise Russland reagiert mit Überflugverbot auf Sanktionen

Oberursel · Russland hat als Reaktion auf die Sanktionen des Westens unter anderem ein Überflugverbot für westliche Airlines angedroht. Für Flugreisende aus Deutschland könnte das längere Flugzeiten in Richtung Asien zur Folge haben.

Die Ankündigung des möglichen Überflugverbots ist offenbar Teil eines ganzen Sanktionspakets, das Präsident Wladimir Putin nach Angaben seines Beraters Andrej Beloussow vorbereitet hatte. Sollte es dazu kommen, könnten deutsche Fluggäste auf dem Weg nach Asien bald länger in der Maschine sitzen. Denn dann müssten die Airlines Routen ändern, die normalerweise über Russland führen, und einen Umweg in Richtung Norden oder Süden fliegen. Das mache mitunter auch einen Zwischenstopp nötig, erklärt der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Man könne davon ausgehen, dass eine Zwischenlandung mit Besatzungswechsel und Tanken rund 75 bis 90 Minuten dauere.

Vor allem die großen europäischen Unternehmen wie Air France, British Airways und Lufthansa wären auf Routen zwischen Europa und dem nördlichen Asien von Russlands Sanktion betroffen. Alternative Strecken wären länger und damit teurer. Die russische Luftfahrtbehörde geht von 20.000 Euro pro Flug aus, die auf der Route über Sibirien eingespart werden.

"Und wenn Sie dann noch den Umweg nehmen, kommen da verhältnismäßig schnell zwei, drei Stunden - von manchen Gegebenheiten in Europa vielleicht sogar mehr - Umweg zusammen", erläuterte der Vizepräsident vom Luftfahrt-Presse-Club, einem Verein von Luft- und Raumfahrtjournalisten.

In einer ersten Antwort auf Sanktionen der EU und der USA hatte Russland Anfang August einen Einfuhrstopp für westliche Lebensmittel verhängt. Der Kreml will damit die heimische Landwirtschaft fördern. Weitere Einfuhrbegrenzungen könnten Produkte der Leichtindustrie betreffen, insbesondere Kleidung. Es gehe aber nur um Waren, die bereits in Russland hergestellt werden könnten, erklärte Beloussow. Möglich sind Berichten zufolge auch Lieferstopps für bestimmte Rohstoffe wie zum Beispiel Titan. Dies könnte der Produktion europäischer Konzerne zum Beispiel aus der Flugzeugindustrie schaden.

(dpa)
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