Russland vermittelt Waffenstillstand Neue Feuerpause soll 150.000 Menschen in Syrien schützen

Beirut · In der syrischen Provinz Homs gilt seit Donnerstag eine neue Feuerpause: Mit Hilfe Russlands ist ein Waffenstillstand zwischen Regierungstruppen und Rebellen vereinbart worden, von dem rund 150.000 Einwohner profitieren.

 Syrische Kinder laufen eine Straße in der Rebellen-Hochburg Talbisseh entlang. In diesem Gebiet gilt nun eine Feuerpause.

Syrische Kinder laufen eine Straße in der Rebellen-Hochburg Talbisseh entlang. In diesem Gebiet gilt nun eine Feuerpause.

Foto: afp

Die Feuerpause gilt nach russischen Angaben für 84 Ortschaften nördlich der Stadt Homs. Dort liegt die dritte von vier sogenannten Deeskalationszonen in Syrien, auf die sich Russland, die Türkei und der Iran mit den syrischen Konfliktparteien verständigt hatten.

Gemäß einer Vereinbarung, die Ende Juli in Kairo zwischen russischen Militärs und syrischen Rebellen ausgehandelt worden war, sollen "moderate Oppositionsgruppen und Regierungstruppen vollständig die Waffen niederlegen", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und der frühere Al-Kaida-Ableger Fateh-al-Scham-Front sind von der Vereinbarung ausgenommen.

Die nun ausgerufene Feuerpause gilt unter anderem für die Städte Ratsan, Talbisseh und Al-Hula, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Diese Städte gehörten zu den ersten, die gegen Präsident Baschar al-Assad rebellierten. Die in Großbritannien ansässige oppositionsnahe Beobachtungsstelle stützt sich auf Informanten in Syrien. Ihre Angaben können von unabhängiger Seite nur schwer überprüft werden.

Die russische Militärpolizei soll die Einhaltung der Waffenruhe überwachen, die Konfliktparteien auseinander halten und den freien Zugang für Hilfskonvois sicherstellen. Zunächst schien die Feuerpause zu halten. Der Aktivist Mustafa Chaled in Talbisseh bestätigte, es gebe keine Verletzungen der Waffenruhe. Ein Einwohner in Al-Hula sagte ebenfalls, alles sei ruhig und kein Schuss sei zu hören. Viele frühere Waffenruhen waren nach kurzer Zeit gescheitert.

Unter Vermittlung Russlands, des Irans und der Türkei wurde in den vergangenen Monaten die Schaffung von vier sogenannten Deeskalationszonen vereinbart. Nach Zonen um die Stadt Daraa im Süden und in der Region Ost-Ghuta bei Damaskus ist das Gebiet nördlich von Homs nun die dritte Zone, in welcher der Waffenstillstand umgesetzt wird. Die vierte Deeskalationszone soll in der nördlichen Provinz Idlib geschaffen werden.

An der syrisch-libanesischen Grenze ging unterdessen der Flüchtlings- und Gefangenenaustausch zwischen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und sunnitischen syrischen Rebellen weiter. Drei Busse mit syrischen Flüchtlingen und Kämpfern seien am Donnerstag aus dem Exil in der libanesischen Region Dschurud Arsal in ein von Rebellen kontrolliertes Gebiet nahe Hama zurückgekehrt, teilte die Beobachtungsstelle mit.

Die syrischen Rebellen ließen im Gegenzug zwei gefangene Hisbollah-Kämpfer frei. Weitere Freilassungen sollten der Waffenruhe-Vereinbarung zufolge folgen. Die Hisbollah hatte am 21. Juli eine Offensive in der abgelegenen Grenzregion Dschurud Arsal gestartet, wo syrische Dschihadisten seit Jahren Unterschlupf fanden. Dabei konnte sie die Dschihadisten offenbar stark in die Enge treiben.

Im syrischen Bürgerkrieg stehen die Gruppierungen auf unterschiedlichen Seiten: Die libanesische Hisbollah-Miliz unterstützt die Truppen von Syriens Präsident Baschar al-Assad, die Dschihadisten kämpfen gegen ihn. Im Grenzgebiet gab es immer wieder Kämpfe zwischen der libanesischen Armee und Dschihadistengruppen.

(beaw/AFP)
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