Israel setzt Gaza-Offensive fort Sarkozy versucht sich als Vermittler

Gaza (RPO). Mit Unterstützung von Kampfhubschraubern sind tausende israelische Soldaten weiter in den Gazastreifen vorgerückt. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy zu einer Vermittlungsreise in den Nahen Osten aufgebrochen. Unterdessen signalisiert die Hamas offenbar Gepsrächsbereitschaft. So will die radikalislamische Organisation eine Delegation zu Gesprächen über den Gaza-Krieg nach Ägypten entsenden.

Israel startet Bodenoffensive
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Nicolas Sarkozy versucht sich als Vermittler im Nahen Osten. Bei Treffen mit dem ägyptischen Staatschef Husni Mubarak in Kairo, dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas in Ramallah und am Abend dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert in Jerusalem will der franzöische Präsident auf ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen dringen.

Am Sonntag hatte Sarkozy mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan über seine Initiative beraten, wie der Élysée-Palast mitteilte. Der französische Staatschef betonte vor seiner Abreise, die radikalislamische Hamas trage Mitverantwortung für die Eskalation der Gewalt im Gazastreifen. Das Pariser Außenministerium hatte Israel zuvor wegen der Bombenangriffe mit zahlreichen Zivilopfern verurteilt.

Israel verteidigt Offensive

Der israelische Staatspräsident Schimon Peres verteidigte die Gaza-Offensive als notwendigen Einsatz gegen die Hamas. Israel werde "nicht dem Gedanken zustimmen, dass die Hamas weiterhin (Raketen) abschießt und wir eine Waffenruhe erklären sollen", sagte Peres dem US-Sender ABC. Die Regierung wolle weder den Gazastreifen erneut besetzen noch die Hamas vernichten, sagte er. Ziel des Einsatzes sei lediglich, "den Terror zu vernichten".

Seit Beginn der Bodenoffensive am Samstag kamen nach palästinensischen Angaben schon mehr als 60 Zivilpersonen ums Leben. Mitarbeiter des Gesundheitsdienstes beklagten, dass israelische Granaten auch Krankenwagen getroffen hätten. Die israelischen Streitkräfte erklärten indes, ihnen lägen keine Informationen über solche Zwischenfälle vor.

Rotes Kreuz fordert Verschonung der Zivilbevölkerung

Die Gesamtzahl der Toten seit Beginn der israelischen Militäraktion im Gazastreifen am 27. Dezember erhöhte sich nach palästinensischen Angaben auf mehr als 510. Am Sonntag wurde auch ein israelischer Soldat getötet.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief Israel und die radikalislamische Hamas zur Verschonung der Zivilbevölkerung auf. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International äußerte sich besorgt. "Die allgemeine Lage hat sich seit zwei Jahren kontinuierlich verschlechtert. Aber dass die Menschen nichts zu essen haben, das gab es noch nie", sagte die Amnesty-Nahost-Expertin Donatella Rovera der "Berliner Zeitung" zufolge.

Islamische Länder wollen Sondersitzung der UN-Vollversammlung

Zum Stopp der Kämpfe dringen die islamischen Länder auf eine Sondersitzung der UN-Vollversammlung. Der malaysische Ministerpräsident Abdullah Ahmad Badawi erklärte am Montag, der UN-Gesandte seines Landes werde mit den anderen Mitgliedern der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) Möglichkeiten für eine solche Sitzung ausloten, bei der gemeinsam nach einer Friedenslösung gesucht werden soll.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die Mitglieder des Weltsicherheitsrats auf, sich rasch auf Maßnamen zur Beendigung des Konflikts zu verständigen. Er äußerte am Sonntag in einer Erklärung sein Bedauern, dass sich der Sicherheitsrat bisher nicht auf eine Entschließung für einen sofortigen Waffenstillstand habe einigen können. Eine entsprechende Resolution scheiterte am Widerstand der USA, die allein der Hamas die Schuld an der jüngsten Eskalation gaben.

Eine EU-Delegation reiste am Sonntag in den Nahen Osten, um sich vor Ort um einen Korridor für Hilfsgüter sowie einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas zu bemühen.

Hamas zeigt Gesprächsbereitschaft

Die Hamas will unterdessen nach Fernsehberichten am Montag eine Delegation zu Gesprächen über den Gaza-Krieg nach Ägypten entsenden. Damit folge die Hamas einer Einladung von ägyptischer Seite, berichtete der Fernsehsender El Dschasira in der Nacht zum Montag. Nähere Angaben zum Inhalt der geplanten Gespräche machte der Sender nicht. Hamas-Vertreter waren zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Hamas hatte einen Waffenstillstand mit Israel für möglich erklärt unter der Bedingung, dass Israel seine Blockade des Gazastreifens aufhebt und die Grenzübergänge wieder öffnet.

Nach Angaben des israelischen Sozialministers Isaac Herzog sucht die Hamas möglicherweise nach einem "respektablen" Weg aus dem Konflikt. Die Hamas sei durch den israelischen Militäreinsatz unter "riesigen Druck" geraten, sagte Herzog dem US-Nachrichtensender CNN. Geheimdienstberichte ließen vermuten, dass die Bewegung nach einem Weg aus der Krise suche, bei dem sie ihr Gesicht wahren könne. Der israelische Armeesprecher Avi Benajahu sagte, die Hamas habe erkannt, dass es ein "enormer strategischer Fehler" gewesen sei, den Waffenstillstand mit Israel zu verlängern.

Die israelische Armee hatte am Samstagabend nach tagelangen Luftangriffen mit einer Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen. Seit Beginn der Offensive am 27. Dezember wurden bereits mehr als 500 Palästinenser getötet.

(AP)
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