Zurückeroberte syrische Ruinenstadt Schäden in Palmyra offenbar geringer als befürchtet

Palmyra · Nach der Zurückeroberung der syrischen Ruinenstadt Palmyra gibt es Hoffnung, dass die durch die Terrormiliz IS verursachten Schäden geringer sind als befürchtet. Viele der wichtigsten Ruinen sollen nur leicht beschädigt sein.

Syrien: Ruinenstadt Palmyra nach der Zurückeroberung
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Syriens Ruinenstadt Palmyra nach der Zurückeroberung

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Foto: dpa, fdt

Experten begannen am Montag mit der Begutachtung der Zerstörungen; am Vortag war die Stadt nach zehnmonatiger IS-Herrschaft von Syriens Armee zurückerobert worden. Der Direktor der syrischen Altertümerverwaltung zeigte sich zuversichtlich, dass die beschädigten Bauten innerhalb von fünf Jahren restauriert werden können.

Der syrischen Armee war es am Sonntag mit Hilfe der russischen Luftwaffe sowie der libanesischen Hisbollah-Miliz gelungen, Palmyra vollständig vom IS zurückzuerobern. Einem Militärvertreter vor Ort zufolge zogen sich die Dschihadisten nach Osten und Norden in ihre Hochburgen Suchnah, Raka und Deir Essor zurück. Experten entschärften Sprengsätze und Minen, die die Kämpfer zurückließen.

Die Wohnbezirke in der Neustadt von Palmyra waren nahezu menschenleer, viele Häuser waren zerstört, wie ein Reporter berichtete. Vor dem Krieg lebten dort etwa 70.000 Menschen. Der Baal-Tempel lag in Trümmern, der Großteil der Altstadt schien aber intakt zu sein. Syrische Soldaten und russische Kämpfer liefen durch die Ruinen, einige kickten sich einen Fußball zu.

Der IS hatte Palmyra vor etwa zehn Monaten erobert. In den folgenden Monaten schockierte die Miliz die Welt mit brutalen Hinrichtungen in den Ruinen der Stadt sowie mit der Zerstörung zweier bedeutender Tempel, des berühmten Triumphbogens und zahlreicher Grabmäler. Der Verlust von Palmyra gilt nun als schwere militärische Niederlage für die Dschihadisten.

Syriens Präsident Baschar al-Assad lobte die Rückeroberung der Stadt als "wichtigen Erfolg" und als "Beweis der Effizienz" seiner Armee. Russlands Staatschef Wladimir Putin rief Assad an, um ihm zu gratulieren. Putin habe dabei betont, wie wichtig der Erhalt der historischen Stadt sei, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow laut russischen Nachrichtenagenturen. Assad wiederum habe Putin für die russische Hilfe gedankt.

Die Offensive zur Rückeroberung von Palmyra hatte Anfang März begonnen. Seitdem wurden nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 400 Dschihadisten getötet. Auf der Gegenseite starben demnach fast 190 Soldaten und regierungstreue Milizionäre. Die Armee will nun von Palmyra aus den IS weiter schwächen und dessen Hochburg Raka sowie Deir Essor angreifen. Auch im Irak steht die Miliz unter hohem Druck.

Das Augenmerk in Palmyra richtet sich nun auf das Ausmaß der Zerstörungen. Altertümerchef Maamun Abdulkarim sagte, er habe "mit dem Schlimmsten gerechnet". "Aber die Landschaft ist im Großen und Ganzen in einem guten Zustand." Palmyra könne mit Hilfe der Uno wieder aufgebaut werden und "so werden wie vorher".

Viele der wichtigsten Ruinen seien nur leicht beschädigt, bei anderen Altertümern könnten die herumliegenden Trümmer wieder eingesammelt werden, sagte Abdulkarim. "Mit Hilfe der Unesco können wir innerhalb von fünf Jahren die vom IS beschädigten und zerstörten Strukturen wieder aufbauen."

"Wir hatten solche Angst, dass wir in die Ruinen kommen und sie komplett zerstört vorfinden würden", sagte ein syrischer Soldat in Palmyra. "Doch dann waren wir erleichtert." Der Historiker Maurice Sartre gab indes zu bedenken, dass womöglich nicht alle Zerstörungen sichtbar seien. Nur 15 bis 20 Prozent der Stadt seien bislang ausgegraben und was unterirdisch zerstört worden sei, sei für die "Wissenschaft für immer verloren".

Palmyra zählt zum Weltkulturerbe der Uno. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich "ermutigt und glücklich", dass Palmyra vom IS befreit sei. Das Erbe müsse nun beschützt und gewahrt werden, sagte er bei einem Besuch im Nachbarland Jordanien.

(AFP)
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