Schlacht um IS-Hauptstadt tobt In den Straßen von Rakka wird gekämpft

Rakka · Mit Unterstützung der US-Armee sind Kämpfer des kurdisch-arabischen Bündnisses SDF am Dienstag in die syrische Dschihadistenhochburg Rakka eingedrungen.

 SDF-Kämpfer auf dem Weg nach Rakka.

SDF-Kämpfer auf dem Weg nach Rakka.

Foto: rtr, JS/ANF

Die "große Schlacht" zur Vertreibung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus Rakka habe begonnen, sagte der SDF-Sprecher Talal Sello in Hasima nördlich von Rakka. Kurz nach Verkündung des Starts der Offensive drangen Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) in den östlichen Vorort Al-Meschleb ein, wie die SDF-Kommandeurin Rodschda Felat sagte. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, die Kämpfer hätten Al-Meschleb zu mehr als der Hälfte von den Dschihadisten befreit. Die Kämpfer griffen Rakka auch vom Norden und Westen her an. In der Stadt gab es demnach Straßenkämpfe.

Die SDF hatten im November eine Offensive gestartet, um auf die IS-Hochburg Rakka am Euphrat vorzurücken. Das Bündnis aus arabischen und kurdischen Einheiten wurde dabei von der US-Armee mit Luftangriffen, Militärberatern und Spezialkräften unterstützt. Im Mai entschied Washington, dem Bündnis auch Waffen zu liefern.

"Mit den Flugzeugen der internationalen Koalition und den hochentwickelten Waffen, die sie uns geliefert hat, werden wir Rakka von Daesch (IS) erobern", sagte SDF-Sprecher Sello. Die Lieferung der Waffen war in der Türkei auf scharfe Kritik gestoßen.

Türkei sieht Bewaffnung der Kurden skeptisch

Ankara betrachtet die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die das Rückgrat des SDF-Bündnisses bilden, wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Türkei als Terrororganisation. Die türkische Regierung befürchtet, dass die Kurden einen eigenständigen Staat im Norden Syriens schaffen könnten. Die USA halten aber ungeachtet der Proteste aus Ankara am Bündnis fest, da sie die SDF als wirksame Kraft im Kampf gegen die IS-Miliz schätzen.

Die ganze Nacht andauernde Luftangriffe der US-geführten Anti-IS-Allianz bereiteten die Offensive auf Rakka vor. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle wurden bei den Angriffen 21 Zivilisten getötet, die auf Booten über den Euphrat zu entkommen versuchten. Andere Aktivisten bestätigten, dass mehrere Boote auf dem Fluss getroffen worden seien, der durch Rakka führt. Auch russische Kampfflugzeuge flogen Angriffe auf IS-Konvois, die Rakka verließen.

Die SDF riefen die Zivilisten in der Stadt auf, sich von den IS-Stellungen und der Front zu entfernen. Laut der Anti-IS-Koalition flohen bereits knapp 200.000 Menschen aus Raka .

In der Großstadt lebten zuvor 300.000 Menschen. Kritiker werfen der IS-Miliz vor, die Einwohner von Rakka als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und sich zwischen den Zivilisten zu verstecken.

Auch Mossul steht vor dem Fall

Der Angriff auf Rakka werde den Dschihadisten und ihrer Idee des "Kalifats" einen "entscheidenden Schlag" versetzen, erklärte der Kommandeur der Anti-IS-Koalition, US-General Steve Townsend. Der Kampf werde aber "lang und schwierig sein". Die IS-Miliz hatte zuletzt deutlich an Boden verloren und steht auch vor dem Verlust ihrer letzten irakischen Hochburg Mossul.

Rakka war im März 2013 an Rebellen gefallen, die gegen den syrischen Staatschef Baschar al-Assad kämpften. Diese Rebellen wurden Anfang 2014 von Dschihadisten vertrieben, die sich später als IS-Miliz formierten und im Juni 2014 Rakka zur Hauptstadt ihres "Kalifats" erklärten. Die Extremisten errichteten eine Schreckensherrschaft in der Stadt und richteten zahlreiche Menschen hin, die sich ihnen widersetzten.

Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle steht gegen Assad kämpfenden Rebellen nahe. Sie bezieht ihre Informationen nach eigenen Angaben über ein Netzwerk von Kämpfern und Ärzten in Syrien. Von unabhängiger Seite können sie kaum überprüft werden.

(felt/AFP)
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