4500 Fälle in diesem Jahr Immer mehr Türken stellen Asylantrag in Deutschland
Berlin · Von Januar bis Oktober haben laut einem Bericht 4437 Menschen aus der Türkei einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Unterdessen geht die Verhaftungswelle in der Türkei weiter.
Besonders in den vergangenen Wochen registrierte das System zur Erstverteilung der Asylbegehrenden (EASY) dem Bericht zufolge eine stetige Zunahme: Während in der ersten Jahreshälfte pro Monat nicht mehr als rund 350 Asylsuchende aus der Türkei registriert wurden, waren es im August bereits 375, im September 446 und im Oktober 485.
Seit dem Putschversuch am 15. Juli geht die türkische Regierung mit neuer Härte gegen die Opposition vor. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer, geht davon aus, dass die Entwicklung sich weiter fortsetzt: "Wir müssen damit rechnen, dass die Zahl der Türken, die in Deutschland politisches Asyl suchen, noch weiter steigen wird", sagte der CSU-Politiker.
Mit Blick auf Äußerungen aus dem Auswärtigen Amt warnte Mayer jedoch: "Wir lösen die Probleme in der Türkei aber nicht dadurch, dass wir alle regimekritischen Bürger einladen, bei uns Asyl zu beantragen." Diesen Gefallen dürfe man Präsident Erdogan nicht tun. "Denn genau das will er doch: dass die Opposition verschwindet."
Das Auswärtigen Amt hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, dass politisch Verfolgte in Deutschland Asyl beantragen könnten. "Alle kritischen Geister in der Türkei sollen wissen, dass die Bundesregierung ihnen solidarisch beisteht", hatte Staatsminister Michael Roth (SPD) gesagt.
Am Freitag berichtete ein türkischer TV-Sender, dass im Zuge der Ermittlungen gegen Anhänger des Predigers Fethullah Gülen Haftbefehle gegen 103 Wissenschaftler ausgestellt worden seien.