55,3 Prozent dagegen Schottland stimmt gegen die Unabhängigkeit

Edinburgh · Die schottische Unabhängigkeitsbewegung hat das Referendum über die Loslösung von Großbritannien verloren. Mit 55,3 Prozent Nein-Stimmen fiel das Ergebnis deutlicher aus als erwartet. Der britische Premie David Cameron reagierte erleichtert und versprach allen vier Teilen des Landes mehr Autonomierechte.

Halb Schottland weint - halb Schottland jubelt
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Beim Referendum über eine Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien stimmten 55,3 Prozent mit Nein. Dem am Freitagmorgen veröffentlichten Endergebnis zufolge kam das Nein-Lager auf mehr als zwei Millionen Stimmen, 1,85 Millionen Stimmen hätten zur Ablehnung gereicht. Die Beteiligung erreichte einen Rekordwert von 84,6 Prozent.

Die stellvertretende Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon räumte die Niederlage am frühen Freitagmorgen in der BBC ein. "Jedes Mitglied der Yes-Kampagne ist tief enttäuscht. Aber Schottland hat sich für immer verändert", sagte Sturgeon. Der Regierung in London um Premierminister David Cameron ist es damit gelungen, die Abspaltungstendenzen des ölreichen Schottlands erfolgreich abzuwehren. Die Meinungsumfragen vor der Abstimmung hatten wochenlang ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen beider Lager vorhergesagt.

Die Schottische Nationalpartei von Ministerpräsident Alex Salmond, die vehement für die Unabhängigkeit eingetreten war, konnte in ihren Hochburgen nach ersten Analysen nicht genügend Wähler mobilisieren.

Warum Schottland eine ganze Nacht Stimmen auszählte
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"Gut gemacht, Glasgow, unsere Commonwealth-Stadt, und an die Menschen von Schottland für solch eine unglaubliche Unterstützung", schrieb Salmond bei Twitter. Große Städte wie die Metropole Glasgow oder Dundee stimmten zwar mehrheitlich für die Abspaltung von Großbritannien. Glasgow, die mit rund 600.000 Einwohnern größte Stadt Schottlands, hatte mit 53 Prozent für die Unabhängigkeit gestimmt. Die Wahlbeteiligung war aber hier nicht hoch genug, um das Ergebnis aus anderen Regionen umkehren zu können.

Cameron verspricht mehr Autonomie

Der britische Premierminister David Cameron hat den Schotten zu ihrer mehrheitlichen Ablehnung einer Unabhängigkeit gratuliert. "Wir haben den festen Willen der Schotten gehört", sagte Cameron am Freitagmorgen in London nach dem Referendum. "Das schottische Volk hat gesprochen und das Resultat ist klar." Es sei nun Zeit, sich gemeinsam für eine bessere Zukunft zu engagieren. Nach dem Nein versprach er allen vier Teilen des Vereinigten Königreichs mehr Autonomie.

Solche kuriosen Blüten trieb das Referendum in Schottland
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"So wie die Schotten mehr Macht über ihre Angelegenheiten haben werden, so müssen auch die Menschen in England, Wales und Nordirland mehr Mitsprache über ihre Angelegenheiten haben", sagte Cameron am Freitagmorgen in London. Die Schotten hatten am Donnerstag bei einem Referendum über die Abspaltung von Großbritannien nach vorläufigen Zahlen mit klarer Mehrheit mit nein gestimmt.

Bei einer insgesamt sehr hohen Wahlbeteiligung hatten sich am Donnerstag in Stoßzeiten lange Schlangen vor den Wahllokalen in den 32 Wahlbezirken Schottlands gebildet. Das Thema hatte die Bevölkerung in dem Fünf-Millionen-Einwohner-Land im Norden Englands monatelang elektrisiert. Insgesamt hatten sich fast 4,3 Millionen Wähler registriert - mehr als jemals zuvor in Schottland.

Cameron gratuliert Darling

Wichtige Fakten zu Schottlands Geschichte
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Foto: afp, AB/JR

Großbritannien wird sich nach dem Referendum in Schottland dennoch verändern. Premierminister Cameron hatte dem ohnehin bereits teilautonomen Schottland weitere Befugnisse versprochen. Gleichzeitig wurden Rufe vor allem aus englischen Regionen laut, ebenfalls mehr föderale Macht zugesprochen zu bekommen.

Premier Cameron gratulierte dem Anführer der schottischen Unabhängigkeitsgegner, Alistair Darling. "Ich habe mit Alistair Darling gesprochen — und ihm zu einem gut geführten Wahlkampf gratuliert", schrieb Cameron via Twitter. Der Premierminister hatte den Labour-Politiker Darling mit dem Wahlkampf in Schottland beauftragt, weil seine eigene Konservative Partei im sozialdemokratisch geprägten Norden keine Wählerbasis hat.

(dpa/afp)
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