Nach Schuldspruch Lagarde bleibt Direktorin des IWF

Washington · IWF-Chefin Christine Lagarde will ungeachtet des Schuldspruches eines Pariser Sondergerichtes ihre Arbeit beim Weltwährungsfonds (IWF) fortsetzen. Der IWF sprach ihr "volles Vertrauen" aus.

 IWF-Chefin Christine Lagarde spricht nach der Urteilsverkündung in Washington.

IWF-Chefin Christine Lagarde spricht nach der Urteilsverkündung in Washington.

Foto: ap, CO

Lagarde war in ihrem Heimatland wegen einer umstrittenen Millionenzahlung in ihrer Zeit als französische Finanzministerin der Fahrlässigkeit im Amt schuldig gesprochen worden. Der Gerichtshof der Republik in Paris verzichtete am Montag aber auf eine Strafe gegen die 60-Jährige.

Lagarde war bei der Urteilsverkündung nicht in Paris. Sie gab nahezu zeitgleich zur Unterstützungserklärung des IWF-Exekutivrates bekannt, dass sie das Urteil nicht anfechten wolle. "Das ist nicht die Entscheidung, die ich erhofft habe, aber man muss an einem bestimmten Moment das Buch schließen", erklärte sie in Washington. Theoretisch hätte sie vor Frankreichs Obersten Gerichtshof ziehen und den Schuldspruch anfechten können.

In der Affäre geht es um eine staatliche Schadenersatzzahlung von mehr als 400 Millionen Euro an den Geschäftsmann Bernard Tapie im Jahr 2008. Lagarde habe als damals zuständige französische Finanz- und Wirtschaftsministerin fahrlässig gehandelt, als sie keine Rechtsmittel gegen die Entscheidung eines privaten Schiedsgerichts zugunsten Tapies eingelegt habe, urteilten die Richter am Montag in Paris. Mit ihrer "Nachlässigkeit" habe Lagarde wesentlich dazu beigetragen, dass öffentliche Gelder veruntreut worden seien.

Lagarde sagte, sie wolle nun nach vorne schauen und ihre Arbeit fortsetzen. Sie sei sehr glücklich damit, keine Berufung gegen das Urteil einzulegen und all ihre Aufmerksamkeit auf ihre Arbeit an der IWF-Spitze zu konzentrieren. Die IWF-Führung erklärte, man habe bei der Beurteilung der Sachlage alle relevanten Faktoren in Betracht gezogen, darunter auch die herausragende Führung des IWF durch Lagarde und das weltweite Vertrauen, das diese Führung genieße. "In diesem Zusammenhang erneuert der Vorstand das uneingeschränkte Vertrauen in die Fähigkeiten seiner Direktorin, ihre Pflichten effektiv fortsetzen zu können."

Lagarde leitet den Weltwährungsfonds seit 2011 und gehört damit zum kleinen Zirkel der mächtigsten Frauen der Welt. Sie hatte im Prozess in der vergangenen Woche beteuert, sie sei unschuldig und habe nach bestem Gewissen gehandelt. Sie war von 2007 bis 2011 französische Wirtschafts- und Finanzministerin.

(mre/dpa/stk/AFP)
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