Serbien Pro-EU-Regierungschef Vucic siegt bei Präsidentenwahl

Belgrad · Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vucic ist im ersten Wahlgang zum neuen Präsidenten gewählt worden. Der 47-Jährige erreichte bereits in der ersten Wahlrunde rund 55 Prozent, so dass keine Stichwahl erforderlich sein wird.

 Serbiens Premierminister Aleksandar Vucic spricht nach dem Wahlsieg am Abend in Belgrad.

Serbiens Premierminister Aleksandar Vucic spricht nach dem Wahlsieg am Abend in Belgrad.

Foto: rtr, AB/tc

Die offizielle Auszählung in der Nacht bestätigte die Hochrechnung, nach der er über die Hälfte der Stimmen bekam. Sein Sieg sei eindeutig, sagte Vucic am Abend vor den Parteianhängern. Ein großer Teil der Bevölkerung Serbiens unterstütze die Reformprozesse und den Weg in Richtung EU. Gleichzeitig blieben die engen Bindungen zu Russland und China erhalten, sagte Vucic. Seine Unterstützer riefen während und nach seiner Rede immer wieder "Sieg, Sieg!". Vucic merkte an, dass er allein mehr Stimmen gewonnen habe, als alle zehn Kandidaten der Opposition gemeinsam.

Der Präsident hat in Serbien zwar überwiegend zeremonielle Aufgaben. Doch es wird erwartet, dass Vucic einen Vertrauten zu seinem Nachfolger ernennt und sich so die Macht auch als Staatsoberhaupt sichert. Er will das Balkan-Land in die EU führen, was angesichts der traditionell engen Verbindungen zu Russland einem Balance-Akt gleichkommt.

Kritik an Vucics Machtfülle

Die Opposition kritisierte bereits im Vorfeld des Votums die sich anbahnende Machtfülle Vucics, dem Gegner einen Hang zum autoritären Führungsstil vorwerfen. Ende der 90er-Jahre war er als serbischer Informationsminister gefürchtet, der Kritik an der Regierung während des Kosovo-Kriegs im Keim zu ersticken suchte. Seinen Anhängern gilt Vucic heute dagegen als ein kühler Kopf, der in einer politisch instabilen Region Kurs hält.

Vucic setzte sich gegen zwei Rivalen durch, die schon in den Umfragen weit abgeschlagen waren. Der ehemalige Menschenrechts-Ombudsmann des Landes, Sasa Jankovic, kam auf 15 Prozent der Stimmen. Dritter wurde der 25-jährige Student Luka Maksimovic. Er hatte im Wahlkampf unter einem Künstlernamen für Aufsehen gesorgt, indem er in Parodien auf das Klischee korrupter Balkan-Politiker anspielte. Er schaffte es mit neun Prozent auf Platz drei. Die endgültigen Ergebnisse werden im Laufe des Tages erwartet.

In Serbien ist Armut noch immer ein Problem, obwohl die Wirtschaft wächst und sich die Finanzlage stabilisiert. Zur Wahl aufgerufen waren 6,7 Millionen Serben.

Aleksandar Vucic war einst Informationsminister des Präsidenten Slobodan Milosevic, dessen kriegstreiberische Politik zum Tod von Zehntausenden Menschen führte. Seit 2014 war Vucic Ministerpräsident.

(felt/juju/REU/AFP/ap)
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