Mursi-Anhänger suchen Konfrontation Sieben Tote bei nächtlichen Protesten in Kairo

Kairo · Das Tauziehen um die politische Macht in Ägypten hält an: Anhänger des vom Militär gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi gingen in der Nacht zum Dienstag erneut in der Hauptstadt Kairo auf die Straße. Sie blockierten die Brücke des 6. Oktober, eine der wichtigsten Brücken Kairos. Wieder gab es Todesopfer.

Blutige Krawalle fordern zahlreiche Tote in Ägypten
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Blutige Krawalle fordern zahlreiche Tote in Ägypten

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In Ägypten sind bei Zusammenstößen zwischen Anhängern des abgesetzten Präsidenten Mohammed Mursi und der Polizei in der Nacht zum Dienstag sieben Menschen getötet worden. Weitere 261 seien bei den Krawallen an vier verschiedenen Orten in Kairo verletzt worden, sagte ein Sprecher des ägyptischen Gesundheitsministeriums.

Anhänger Mursis hatten am Montag abermals für seine Wiedereinsetzung als Präsident protestiert. Die Zusammenstöße mit der Polizei hätten am späten Montagabend begonnen und sich bis in die frühen Morgenstunden fortgesetzt, sagte der Ministeriumssprecher. Die Polizei setzte Tränengas ein. Die Demonstranten warfen Steine. Zuvor hatten sich zehntausende Mursi-Anhänger vor der Rabaa-al-Adawija-Moschee versammelt.

Aufforderungen verhallen wirkungslos

Die Aufforderung von US-Vize-Außenminister William Burns, die aktuelle Staatsführung und die Anhänger Mursis sollten sich auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen, verhallte zunächst ohne erkennbare Wirkungen.

Burns traf sich am Montag mit Verteidigungsminister Abdel Fattah al-Sisi, der als neuer starker Mann in Kairo gilt, sowie mit Übergangspräsident Adli Mansur und Regierungschef Hasem Al-Beblawi. Dagegen traf Burns weder Vertreter der Muslimbruderschaft, aus deren Reihen Mursi hervorging, noch der Tamarod-Bewegung, die mit Massendemonstrationen dessen Sturz in Gang gesetzt hatte.

War es ein Putsch oder nicht?

Die USA haben bislang nicht entschieden, ob sie Mursis Absetzung durch das Militär als Putsch ansehen. Diese Bewertung hätte ein Einfrieren von militärischer und wirtschaftlicher US-Hilfe von 1,5 Milliarden Dollar (1,15 Milliarden Euro) zur Folge.

Das ägyptische Militär hatte Mursi am 3. Juli, etwa ein Jahr nach dessen Amtsantritt, gestürzt. Die neue ägyptische Führung arbeitet derzeit an einem Plan für die Übergangszeit bis hin zu Neuwahlen. Ministerpräsident Al-Beblawi will am Dienstag oder Mittwoch seine vollständige Regierungsmannschaft vorstellen. Die Parlamentswahl hat Übergangspräsident Mansur für Anfang 2014 angekündigt.

(AP/AFP)
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