Kämpfe um Aleppo Soldaten greifen mit Hubschraubern an

München · Syrische Regierungstruppen haben Aktivisten zufolge die Wirtschaftsmetropole Aleppo mit Kampfhubschraubern angegriffen. Von Rebellen kontrollierte Viertel würden von Soldaten unter Beschuss genommen, hieß es am Samstag.

Gefechte erreichen Syriens Hauptstadt Damaskus
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Nach Angaben von Akivisten am Samstagmorgen hat die Armee eine Gegenoffensive begonnen, um die von Rebellen kontrollierten Viertel der Metropole Aleppo zurückzuerobern. Unterdessen wurde bekannt, dass die syrischen Kurden den Konflikt in Syrien nutzen, um einen unabhängigen Staat im Norden des Landes zu erreichen.

Die seit Tagen am Rand der nordsyrischen Stadt zusammengezogenen Truppen bewegten sich zum Viertel Salaheddin, in dem sich die meisten Aufständischen verschanzt hätten, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London mit. In mehreren Vierteln herrschten die heftigsten Kämpfe seit Beginn des Aufstands.

Auch die oppositionelle Generalkommission der Syrischen Revolution berichtete von einer Verstärkung der Truppen am Rande des im Südosten der Stadt gelegenen Viertels inmitten heftigen Maschinengewehrfeuers. Die Offensive erfolgt mehr als eine Woche nach Ausbruch der Kämpfe in Aleppo.

Blutige Gefechte

Zuvor war es der Armee nach blutigen Gefechten gelungen, die Kontrolle über die Hauptstadt Damaskus zurückzugewinnen. Angesichts der Verstärkung der Truppen in Aleppo äußerten mehrere westliche Staaten ihre Sorge um die Sicherheit der Zivilbevölkerung.

Bewaffnung der Rebellen

Saudi-Arabien und andere Länder haben sich positiv zu einer möglichen Bewaffnung der Rebellen geäußert. Der saudiarabische König Abdullah rief vor einer Woche zu Spenden für "unsere Brüder in Syrien" auf. Die amtliche saudische Nachrichtenagentur meldete am Samstag, es seien schon mehr als 72 Millionen Dollar (knapp 59 Millionen Euro) eingegangen.

Der frühere Leiter der UN-Beobachtermission in Syrien, Generalmajor Robert Mood, erklärte am Freitag, es sei nur eine Frage der Zeit, bis das Regime in Damaskus stürze. "Es ist unmöglich, sich eine Zukunft in Syrien vorzustellen, in der die Personen, die derzeit an der Macht sind, an der Macht bleiben", sagte er. Die Regierung könnte stürzen, wenn mehr Angehörige der Streitkräfte sich lossagten und der Opposition anschlössen.

Zwei von islamistischen Extremisten in Syrien verschleppte Journalisten kamen unterdessen frei. Der holländische Fotograf Jeroen Oerlemans und sein britischer Kollege John Cantlie wurden nach eigenen Angaben von syrischen Rebellen befreit und erreichten eine Woche nach ihrer Entführung die Türkei. Oerlemans sagte dem niederländischen Radiosender Business News am Freitag, er sei nicht sicher, von welcher Gruppe er und Cantlie verschleppt worden seien, er sei sich aber sicher, dass es sich bei den Entführern nicht um Syrer gehandelt habe.

"Sie gaben alle an, aus Länder wie Pakistan, Bangladesch und Tschetschenien zu kommen und dass an der Spitze der Gruppe eine Art 'Emir' stehe", sagte der Fotograf.

Kurden in Syrien

Unterdessen wurde bekannt, dass die syrischen Kurden einem Pressebericht zufolge den Konflikt in Syrien nutzen, um einen unabhängigen Staat im Norden des Landes zu erreichen.

Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" am Samstag vorab aus seiner neuen Ausgabe berichtete, hätten sich verschiedene Kurden-Organisationen, darunter die Kurdische Arbeiterpartei (PKK), auf Verhandlungen mit der Regierung von Präsident Baschar al-Assad über die Bildung eines eigenen Staates im Norden Syriens geeinigt.

"Der neue Staat muss Teil eines föderativen Verbundes werden, in dem die Rechte der Minderheiten gegenüber der Zentralregierung besser geschützt werden", sagte der Präsident der syrisch-kurdischen Nationalversammlung, Scherkoh Abbas, dem "Focus". In Kamischli soll demnach eine sogenannte Regionalregierung von Nordsyrien-Kurdistan eingerichtet werden. Auch die schiitische Minderheit der Alawiten strebe einen eigenständigen Staat entlang der Mittelmeerküste an, sagte Abbas.
Das sei Assads "Plan B", sagte der Kurdenführer.

Nach Angaben des Magazins haben sich die Regierungstruppen in den vergangenen Tagen bereits aus mehreren von Kurden bewohnten Städten wie Afrin, Ain al-Arab, Amuda und Malikija zurückgezogen. Die kurdische Minderheit lebt vor allem im Nordwesten Syriens und hat sich in dem seit März 2011 andauernden Aufstand gegen die von den Alawiten dominierte Regierung bisher zurückgehalten.

Kirche ruft zu Spenden auf

Die katholische Kirche rief unterdessen zu Spenden für syrische Flüchtlinge auf. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erklärte am Samstag in Bonn, immer mehr Menschen seien vor den Gefechten auf der Flucht. Ihre Zahl steige dramatisch. Die kirchlichen Werke Caritas international, Misereor, missio und das Kindermissionswerk arbeiteten mit Partnerorganisationen in Syrien und den Nachbarländern zusammen. Die Anstrengungen müssten aber noch verstärkt werden, betonte Zollitsch.

(AFP/dapd)
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