Loch in Flugzeugwand gerissen Bombe soll in Rollstuhl versteckt gewesen sein

Mogadischu · Somalische Behörden gehen nach der Explosion an Bord eines Passagierflugzeugs vom Typ Airbus von einem Bombenanschlag aus. Der Sprengsatz sei vermutlich von einer Person an Bord gezündet worden. Unterdessen ist ein Video aus dem Inneren des Flugzeugs aufgetaucht.

Flugzeug muss nach Bombenexplosion in Somalia notlanden
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Flugzeug muss nach Bombenexplosion notlanden

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Foto: ap

Man gehe von einer Bombe aus, erklärte ein ranghoher Geheimdienstmitarbeiter am Freitag. Offenbar sei dem Attentäter ein Fehler unterlaufen, da die Explosion nur ein kleines Loch in die Hülle des Flugzeugs gerissen habe. Das "Wall Street Journal" berichtet unter Berufung auf einem mit dem Fall betrauten Diplomaten, dass die Bombe in einem Rollstuhl versteckt gewesen sein könnte. Erste Hinweis würden derzeit darauf hindeuten.

Die Explosion in der Maschine der Fluggesellschaft Daallo Airlines hatte sich am Dienstag rund 15 Minuten nach dem Abflug von Mogadischu in Richtung Dschibuti ereignet. Ein Passagier wurde offenbar durch das Loch in der Flugzeughülle nach außen gezogen und starb. Ob es sich dabei um den möglichen Attentäter handelt, ist unklar.

Körperteile eines aus großer Höhe abgestürzten Mannes wurden bei Bal'ad rund 30 Kilometer nordöstlich von Mogadischu gefunden. Es handelt sich nach Angaben des Ministers um einen somalischen Staatsbürger. Es könne aber noch nicht abschließend bestätigt werden, dass er tatsächlich aus dem Flugzeug gestürzt sei.

Der Pilot konnte notlanden. Zwei der über 70 Passagieren wurden verletzt.

Bislang bekennt sich niemand zur Tat

Daallo hatte den Airbus nach eigenen Angaben bei der griechischen Firma Hermes gechartert. Ein somalischer Kabinettsminister sagte, ausländische Sprengstoffexperten seien an der Untersuchung beteiligt. Daallo Airlines zufolge sind wie üblich auch Experten des Flugzeugherstellers Airbus beteiligt.

Bislang hat sich keine Terrororganisation zu dem mutmaßlichen Anschlag bekannt. Die in Somalia aktive islamistische Terrormiliz Al-Shabaab hat bislang nie einen Anschlag auf ein Passagierflugzeug verübt. Der Daallo-Vorstandsvorsitzende hatte am Donnerstag Medienberichten zufolge erklärt, dass bei den ersten Untersuchungen Sprengstoffreste nachgewiesen worden seien. Einige Passagiere hatten von einer Explosion an Bord berichtet.

Nach Angaben eines Flughafenvertreters verlief die Notlandung weitgehend glimpflich. Viele Passagiere hätten allerdings einen völlig verängstigten Eindruck gemacht. Auf Videoaufnahmen in sozialen Medien war zu sehen, wie Sauerstoffmasken von der Decke hingen, während Passagiere sich im hinteren Teil des Flugzeugs versammelten und von dort aus Fotos machten. Alle Passagiere wurden nach der Notlandung in Sicherheit gebracht, wie die Fluggesellschaft mitteilte.

Der Flughafen von Mogadischu ist wie eine Festung gesichert. Er grenzt an einen Stützpunkt der insgesamt 22.000 Mann starken Truppe der Afrikanischen Union in Somalia (Amisom). Diese unterstützt seit Jahren die schwache somalische Regierung im Kampf gegen die islamistischen Shebab-Rebellen. Mitte 2011 gelang es den AU-Soldaten, die Rebellen aus Mogadischu und später auch aus anderen Städten zu vertreiben. Die Aufständischen verüben jedoch weiterhin regelmäßig Anschläge in Somalia und in Nachbarstaaten.

(lukra/dpa/ap)
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